Aktien bleiben immer beliebter

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Werden wir Deutschen doch noch ein Volk von Aktionär:innen? Zumindest sind wir auf einem guten Weg. Endlich! Trotz steigender Zinsen investieren nun das vierte Jahr in Folge mehr als zwölf Millionen Deutsche in Aktien, Fonds und ETFs. Die Zahl ist zwar leicht rückläufig, aber es sind die Männer, die der Börse den Rücken kehren. Frauen machen es besser! Finanzjournalistin Jessica Schwarzer wirft einen Blick auf die deutsche Aktienkultur.

Im Vergleich zu 2022 ist die Zahl der Aktionäre und Aktionärinnen in Deutschland in 2023 leicht zurückgegangen. 12,3 Millionen Bundesbürger:innen ab 14 Jahren investieren in Aktien, Aktienfonds und ETFs – 570.000 weniger als 2022. Die gute Nachricht: 4,7 Millionen Frauen hatten 2023 Aktien, Aktienfonds oder ETFs im Depot. Das sind ungefähr so viele wie im Jahr zuvor. Es waren also vor allem die Männer, die der Börse den Rücken kehrten.

Dass die Frauen der Aktie treu geblieben sind, ist sehr erfreulich. Denn sie hatten und haben Nachholbedarf. Sie sind noch immer weniger häufig und weniger stark am Aktienmarkt engagiert als Männer. Aber sie holen auf! Das zweite Jahr in Folge hat sich der Abstand zwischen Aktiensparerinnen und Aktiensparern verringert.

Viele lassen sich sehr gute Renditen entgehen

Aber es ist noch viel Luft nach oben, bei Frauen wie bei Männern übrigens. Denn noch immer setzen nur 17,6 Prozent der Deutschen ab 14 Jahren auf die Anlageklasse Aktie. Das ist schade, denn die Rendite kann sich durchaus sehen lassen.

„Auf lange Sicht erwirtschaftet eine breit gestreute Aktienanlage durchschnittlich sechs bis neun Prozent Rendite pro Jahr“, sagt Christine Bortenlänger, Vorständin des Deutschen Aktieninstituts (DAI).

Diese Rendite lassen sich viele Deutsche entgehen, setzen lieber auf vermeintlich sicherere Spareinlagen, die zwar wieder mehr Zinsen bringen, aber langfristig trotzdem weit weniger bringen als Aktien. Trotzdem ist Bortenlänger nicht allzu enttäuscht über die neuen Zahlen. „Angesichts von Zinswende, anhaltend hoher Inflation und eingetrübten wirtschaftlichen Aussichten ist die Zahl der Aktiensparer ein gutes Ergebnis.“

Denn es wäre gut möglich gewesen, dass deutlich gestiegene Zinsen auf Tages- und Festgeldkonto mehr Menschen veranlasst hätten, ihre Aktien zu verkaufen. Und es sind auch Rekordsummen auf Sparkonten geflossen, wie zahlreiche Umfragen und Studien gezeigt haben. Auch die hohen Lebenshaltungskosten – Stichwort Inflation – hätten dazu führen können, dass mehr Menschen sich von der Börse verabschieden. Eben weil sie das Geld einfach brauchen. Auch trübe wirtschaftliche Aussichten heben die Stimmung von Aktionär:innen auch nicht unbedingt. Doch die Bundesbürger:innen sind der Börse treu geblieben.

Früh starten, regelmäßig sparen, das Risiko breit streuen

Erfahre mehr über den Vermögensaufbau und wie Du Deine Geldanlage strukturieren kannst im Gespräch mit Anika Görner von Finanztip.

Die Deutschen machen bei der Aktienanlage übrigens auch ziemlich viel ziemlich richtig. Auch das zeigen die Zahlen des DAI. Sie streuen das Risiko, setzen seltener auf Einzelaktien. Auch 2023 waren aktienbasierte Fonds und ETFs (Exchange Traded Funds) die beliebteste Form der Aktienanlage. Die Zahl der Anlegerinnen und Anleger in Fonds und ETFs liegt bei rund 10,3 Millionen und damit auf Vorjahresniveau. Besonders die Jüngeren entscheiden sich für ETFs. Während 35 Prozent der Aktiensparer:innen im Alter unter 40 Jahren mit ETFs sparen, sind es bei den Älteren nur 17 Prozent. ETFs sind allerdings bei Männern verbreiteter als bei Frauen. Während bei den Aktiensparern jeder vierte einen ETF im Depot hat, ist es bei den Aktiensparerinnen nur jede sechste.

Gerade für den langfristigen Vermögensaufbau und damit auch die Altersvorsorge sind Aktien ein wichtiger Baustein. Wer langfristig regelmäßig in Aktienfonds und Aktien-ETFs investiert, kann schon mit geringen Summen ein kleines Vermögen aufbauen. Das zeigt immer wieder sehr eindrucksvoll die Statistik des Fondsverbands BVI:

Wer beispielsweise 15 Jahre lang 100 Euro pro Monat in einen global investierenden Aktienfonds investiert hätte, also insgesamt 18.000 Euro, hätte sich am Stichtag 30. September 2023 über stolze 31.140 Euro freuen können. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 6,9 Prozent.

Es gibt natürlich besser und schlechter abschneidende Fonds, aber die Statistik zeigt, dass sich selbst das Sparen in einen „durchschnittlichen“ Fonds mehr als lohnt. Schön, dass immer mehr Bundesbürger, und vor allem Bundesbürgerinnen das erkennen.

Das Wichtigste in Kürze:

  • 12,3 Millionen Bundesbürger:innen ab 14 Jahren investieren in Aktien, Aktienfonds und ETFs.
  • Die Deutschen streuen ihr Risiko breit via Fonds und ETFs.
  • Je früher man mit dem regelmäßigen Aktiensparen beginnt, desto besser. Das zeigt auch die Statistik des Fondsverbands BVI.

Jessica Schwarzer

Jessica Schwarzer

Jessica Schwarzer ist Autorin für das finanz-heldinnen Magazin und eine der renommiertesten Finanzjournalistinnen Deutschlands. Ihre Leidenschaft für die Börse hat die gebürtige Düsseldorferin zum Beruf gemacht. Die langjährige Chefkorrespondentin und Börsenexpertin des Handelsblatts (2008 bis 2018) arbeitet heute selbstständig als Journalistin und Moderatorin. Sie hat mehrere Bücher über die Psychologie von Anleger:innen und Investmentstrategien geschrieben. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit, für die sie sich auch mit Vorträgen und Seminaren stark macht. Darüber hinaus schreibt sie eine wöchentliche Kolumne bei onvista.de, einem der meistbesuchten Finanzportale in Deutschland.