Immer mehr Menschen möchten mit ihrem Geld neben einer angemessenen Rendite auch einen positiven Beitrag für den Klimaschutz oder soziale Belange leisten. Doch wie erkennt man eigentlich nachhaltige Investments?
Das Gemüse kommt vom Bauernhof, die Hose wurde fair produziert und das Licht im Haus funktioniert dank Ökostrom. Was bei Lebensmitteln, Textilien und Energie immer selbstverständlicher wird, setzt sich inzwischen bei der Geldanlage fort: Investoren möchten ihr Geld nachhaltig anlegen. Nach einer Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK plant inzwischen bereits jede:r Dritte, nach ökologischen und sozialen Kriterien zu investieren. Entsprechend wächst auch der Markt in Deutschland. Nach dem aktuellsten Marktbericht des Forums Nachhaltige Geldanlage (FNG) sind Finanzprodukte, bei denen die klassischen Kriterien Rendite, Sicherheit und Verfügbarkeit durch ökologische und soziale Aspekte ergänzt werden, 2016 auf knapp 157 Milliarden Euro angewachsen – 15 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Ist da auch Nachhaltigkeit drin?
Private Anleger:innen haben verschiedene Möglichkeiten, ihr Geld nachhaltig zu investieren: Fonds, Aktien, Anleihen. Doch das große Problem ist, dass sich nicht leicht erkennen lässt, wie nachhaltig ein Fonds zum Beispiel wirklich ist. Der Begriff Nachhaltigkeit ist nicht geschützt, und es gibt weder rechtliche Rahmenbedingungen noch unabhängige Kontrollinstanzen. Mit anderen Worten: Die Anbieter können ihre Anlagekriterien selbst festlegen. Das Angebot an Fonds, die sich selbst als nachhaltig bezeichnen, reicht mithin von Produkten, die ganz konsequent ausschließlich in ökologische Forstwirtschaft investieren, bis zu Gesellschaften, die lediglich einen Teil der Verwaltungsgebühren an solidarische Projekte spenden. Ein Vergleich fällt dadurch schwer.
Generell lassen sich bei ethisch-ökologischen beziehungsweise nachhaltigen Geldanlagen vier grundlegende Anlageansätze unterscheiden, die die Fondsmanager mitunter aber auch kombinieren:
- Gezielte Investitionen
Der Fonds konzentriert sich auf nachhaltig wirtschaftende Unternehmen oder Branchen aus einem bestimmten Bereich, z. B. erneuerbare Energien. - Ausschlusskriterien
Der Fonds investiert von vornherein nicht in Unternehmen, die ihr Geld zum Beispiel mit Waffen, Atomkraft oder Kinderarbeit verdienen. - Best-in-Class
Die Anbieter suchen Firmen aus, die in ihrer Branche in Sachen Umwelt- und/oder Sozialstandards eine Vorreiterrolle einnehmen. - Engagement
Die Fondsgesellschaft tritt in den direkten Dialog mit Aktiengesellschaften oder nutzt ihr Aktionärsstimmrecht, um Umwelt- oder Sozialstandards in die Unternehmenspolitik zu integrieren.
Siegel bieten erste Anhaltspunkte
Mit zunehmender Nachfrage sind inzwischen aber zumindest erste Orientierungshilfen für Anleger:innen entstanden. Zum einen wurden mit den ESG-Kriterien allgemeinverbindliche und in der Finanzwelt anerkannte Nachhaltigkeitsstandards entwickelt. Dabei steht „E“ (Environment) für ökologische Merkmale, „S“ (Social) für soziales Engagement und „G“ (Governance) für eine nachhaltig ausgelegte Unternehmensführung.
- Environment
Bei diesem Kriterium werden Umweltaspekte in der Führung und im Produktportfolio eines Unternehmens berücksichtigt. Geprüft wird beispielsweise, wie effizient Ressourcen eingesetzt werden und was ein Unternehmen zum Klimaschutz beiträgt. - Social
Dabei geht es um die Frage, wie ein Unternehmen mit seinen Mitarbeitenden, aber auch der Gesellschaft interagiert. Kernpunkte sind dabei zum Beispiel die Einhaltung von Arbeitsrechten sowie Gleichbehandlung am Arbeitsplatz. - Governance
Dieses Kriterium steht für Unternehmensführung und befasst sich mit der Fähigkeit der Firma, langfristig erfolgreich zu wirtschaften, auch wenn die bedeutet auf kurzfristige Gewinne zu verzichten.
Ob eine den eigenen Werten entsprechende Strategie dahintersteckt oder alles nur Greenwashing ist, erkennt man zunächst nur schwer. „Manchmal verrät der Fondsname, inwiefern das Produkt überhaupt eine nachhaltige Anlagestrategie verfolgt“, sagt finanz-heldin Katharina. Das Wörtchen “ex” zeigt beispielsweise an, ob und wenn ja, welche Branchen ausgeschlossen werden. „Ex Weapon“ bedeutet zum Beispiel, dass du dir keine Sorgen machen musst, dass in Rüstungs- und Waffenlieferanten investiert wird.
Außerdem liefern Nachhaltigkeitssiegel wie das FNG-Siegel, Eco-Reporter oder das Klimarating Climatrics erste (Text unvollständig, auch auf alter Seite)
Das FNG-Siegel ist ein Qualitätsstandard für nachhaltige Geldanlagen im deutschsprachigen Raum. Das Siegel erhalten Fondsanbieter nur, wenn sie unter anderem nachweisen, dass 90 Prozent der Titel im Portfolio nach ESG analysiert worden sind und sie jährlich darauf überprüft werden. Darüber hinaus dürfen im Fondsportfolio keine Unternehmen vertreten sein, die mit Waffen oder Atomkraft Geld verdienen oder schwerwiegend gegen Menschenrechte oder Umweltschutz verstoßen.
Beim Ecoreporter-Siegel wird zunächst geprüft, ob die Unternehmen tatsächlich ihre Nachhaltigkeitsversprechen halten. Zudem müssen für die Vergabe des Siegels Mindeststandards erfüllt werden. So sind etwa Kinderarbeit und schwere Menschenrechtsverletzungen ausgeschlossen.
Für Anleger:innen, die Aktien bevorzugen, bietet der Nachhaltigkeitsindex „Global Challenges Index“ der Börse Hannover einen guten Überblick.
Die Rendite passt
Gut fürs Gewissen muss nicht schlecht fürs Geld sein. Mehrere Studien haben mittlerweile belegt, dass nachhaltige Investments mindestens genauso gut performen wie konventionelle Fonds. Die Ratingagentur Oekom Research etwa hat ein Portfolio aus Aktien großer nachhaltig wirtschaftender Unternehmen zusammengestellt. Zwischen 2005 und 2016 hat es um 168 Prozent zugelegt. Im gleichen Zeitraum wuchs der MSCI-Index, eine Zusammenstellung aus über 2.500 konventionellen Aktien, nur um rund 163 Prozent.1
Indes gilt für nachhaltige Anlagen das gleiche wie für konventionelle: Wie hoch die Ertragschancen, aber auch die Verlustrisiken sind, hängt in erster Linie von der Anlageform ab. Für Anleger:innen muss auch hier vor allem das eigene Bedürfnis nach Sicherheit, Rentabilität und Liquidität entscheidend sein.
1 Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für die zukünftige Wertentwicklung.