Finanzplanung kann Spaß machen

Margarethe Honisch

Anfang 2017 gründete Margarethe Honisch den Blog Fortunalista – einen Finanzblog für Frauen. Ihr Buch „Easy Money“ ist im November 2019 im Piper Verlag erschienen. Jetzt ist Margarethe Honisch eine der 3 Finalistinnen in der Kategorie Fintech / Money für den Digital Female Leader Award 2019. Im Interview erzählt sie über Ihren Blog, ihr Buch und was es für sie bedeutet, ein Digital Female Leader zu sein.

finanz-heldinnen: Margarethe, herzlichen Glückwunsch! Du bist eine der drei Finalistinnen der Kategorie Fintech / Money für den Digital Female Leader Award. Was bedeutet es Dir, unter den Nominierten zu sein?

Margarethe Honisch: Ich fühle mich total geehrt, mich in diese Riege inspirierender Frauen stellen zu dürfen. Gleichzeitig finde ich es sehr wichtig, dass es diesen Award gibt. Denn genauso wie beim Thema Finanzen braucht es mehr Frauen in der Digitalisierung – insbesondere mehr weibliche Leader.

Wie sieht Dein persönlicher Werdegang aus? Hast Du Dich schon immer gerne mit Finanzen auseinandergesetzt?

Mein Werdegang ist auf jeden Fall facettenreich. Was viele nicht wissen, ist, dass ich in einem kleinen 200-Seelen-Dorf in Polen geboren wurde. Ich habe vermutlich noch nie so oft, wie in diesem Jahr, auf meinen Werdegang und meine bisherige Reise zurückgeblickt. Meine Eltern hatten nie besonders viel Geld und haben mir und meiner Schwester immer gesagt, wie wichtig es ist, sich anzustrengen, um später ein besseres Leben führen zu können. Das hat sich in mir eingebrannt und ich habe schon immer viel gearbeitet, um mir ein gutes Leben zu ermöglichen. Neben dem Studium hatte ich teilweise drei Jobs gleichzeitig.

Mein Fehler war allerdings: Ich habe immer alles ausgegeben. Erst mit Ende 20 kam dann plötzlich die Erkenntnis, dass ich mein Geld nicht nur ausgeben, sondern auch anlegen muss. Also habe ich mich in die Thematik eingelesen, Seminare besucht und schließlich mein Geld investiert. Ich bin also in puncto Finanzen eher Spätzünder und Autodidakt.

Ich selbst habe mich lange Zeit nicht mit Finanzen beschäftigt, weil ich geglaubt habe, meine Rente sei sicher und das Investieren nur etwas für alte, reiche Männer, die mit Zahlen jonglieren können und täglich Aktien analysieren müssen. Somit hatte ich auch lange Zeit Angst, mich dem Thema zu nähern. Erst als ich mich näher damit beschäftige wurde mir klar, wie sehr wir Frauen unser eigenes Geld haben müssen und wie wichtig es ist, dass wir dieses auch investieren.

Mit meinem Angebot möchte ich Frauen, die wie ich früher noch nicht die Notwendigkeit fürs Vorsorgen sehen, erreichen und ihnen die Angst davon nehmen, sich damit zu beschäftigen. Daneben möchte ich auch aufklären, denn noch immer ist eine der häufigsten Fragen, die ich gestellt bekommt: „Was ist, wenn mein Geld plötzlich weg ist?“. Daran merkt man, dass viele Frauen die gleichen Vorstellungen wie ich von Geldanlage haben und sich womöglich auch den Aktionär noch vorstellen, der „Alles sofort verkaufen“ ins Telefon schreit. Ganz besonders wichtig dabei ist mir, dass Frauen, die meine Angebote nutzen auch Spaß dabei haben! Finanzplanung muss nicht mehr fad und trist sein.


Wieso hast Du einen Blog speziell für Frauen eröffnet? Brauchen wir mehr Unterstützung als Männer?

Die Finanzwelt ist noch immer eine von Männern dominerte Welt. Das sehe ich auf Seminaren, Messen und Events, wo Frauen leider stark unterrepräsentiert sind. Sich als Frau auf solchen Veranstaltungen rumzutreiben erfordert eine Portion Selbstbewusstsein, da man eine Exotin ist. Mir werden meistens auf Messen eher kostenlose Kugelschreiber angeboten, als Informationen zur Geldanlange. Manche der Herren dort nehmen junge Frauen einfach nicht ernst.

Das gleiche gilt auch noch für die Medien. Erst vergangenen Freitag hat die SZ eine Beilage zum Thema Geldanlage veröffentlicht. Auf 20 Seiten haben elf Männer in dunkelblauen Anzügen über die Zukunft des Investierens gesprochen. Ich, als Frau, fühle mich da einfach nicht angesprochen. Es geht also nicht darum „Finanzen für Dummies“ anzubieten, sondern Informationen und Angebote, in denen Frauen als Anlegerinnen ernst genommen werden.

Was bedeutet es für Dich, ein Digital Female Leader zu sein?

Ich arbeite jetzt trotz meiner erst 34 Jahre schon seit 12 Jahren fast ausschließlich digital, das heißt, ich fühle mich im digitalen Bereich sehr wohl und sicher. Für mich ist Digitalisierung auch ganz klar Chance, statt Sorge. Ein Digital Female Leader bedeutet für mich nicht, nur vorne dabei zu sein, sondern auch alle anderen Frauen, die sich in diesem Bereich noch unsicher fühlen, mitzunehmen.

Insbesondere bei Finanzangeboten gibt es hier immer mehr schwarze Schafe und dubiose Online-Angebote nach dem „Get-Rich-Quick“-Schema. Wer kein finanzielles Basiswissen hat und zudem klassische digitale Betrugsmaschen nicht durchschaut, kann schnell auf so etwas hereinfallen. Ein Leader zu sein, bedeutet also auch immer, Verantwortung für andere mitzutragen und das muss man dann auch gerne tun – was ich tue.

Apropos Digital: Trotz steigender Bedeutung von Social Media und Co. hast Du ein ganz klassisches Buch geschrieben, das im November erscheint. Was erwartet Deine Leserinnen?

Unterhaltsame Finanzbildung auf Augenhöhe. Es ist eine Mischung aus Theorie, Fakten, Studien, Einordnungen aber auch konkreten Umsetzungstipps. Das alles kommt mit ein wenig Humor und Sarkasmus verpackt. Mein Ziel war es von Anfang an, ein Buch zu schreiben, mit dem jede Frau grundlegende Finanzkenntnisse erhält, diese auch in die Tat umsetzen kann und dabei im besten Falle noch Spaß hat.

Kannst Du uns von einer Frau erzählen, die einen besonderen Einfluss auf Dein Leben hatte?

Ja, meine Tante Mia. Da sie und ihr Mann selbst keine Kinder bekommen konnten, haben sie ihr ganzes Leben lang Kinder aus armen Verhältnissen gefördert und unterstützt. Durch sie habe ich gelernt, wie wichtig es ist, dankbar zu sein für das, was man hat und anderen etwas abzugeben. Leider ist sie vor genau einem Jahr verstorben, aber ich bin froh, in den letzten Stunden bei ihr gewesen zu sein und ihr hoffentlich die mentale Unterstützung geben konnte, die sie mir immer gegeben hat.

Um Erfolg zu haben, braucht es immer auch ein wenig Mut. Was würdest Du als Deinen mutigsten beruflichen Schritt bezeichnen?

Da kann ich mich tatsächlich nicht auf eine Sache festlegen. Ich probiere ständig neue Sachen aus. Sei es, spontan nach Frankreich zu gehen für einen Sommerjob, eine Radiosendung zu leiten – ohne Vorwissen, nebenberuflich zu studieren, den sicheren Job für einen sehr unsicheren zu kündigen oder eben drei Veranstaltungen zu moderieren, ohne jemals etwas in der Art getan zu haben. Sobald es etwas Neues und Spannendes gibt, das ich noch nicht getan habe, oder das sich wie ein Abenteuer anfühlt, bin ich dabei.

Margarethe Honisch
Margarethe Honisch

Margarethe ist Finanzbloggerin und zeigt auf ihrem Blog Fortunalista, dass Finanzplanung weder langweilig noch kompliziert ist. Sie möchte Frauen dazu motivieren ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Mit ihrem Blog, den sie 2017 gegründet hat, möchte die hauptberufliche Online-Redakteurin zeigen, dass jede Frau – auch ohne Bankenlehre oder BWL-Studium – erfolgreich investieren und für ihr Alter vorsorgen kann. Mittlerweile tritt Margarethe auch als Speakerin auf, moderiert Events und hat zuletzt das Buch „Easy Money“ im Piper Verlag veröffentlicht.