5 Gefühle, die uns bei der Geldanlage leiten

Geldanlage und Gefühle

Intuition ist ein guter Ratgeber – nur bei der Geldanlage kann sie manchmal in die Irre führen. Was passiert, wenn Anleger:innen auf ihren Bauch hören, und wer der oder die bessere Finanzexpert:in ist.

Mit Intuition meistern wir viele Situationen im Leben. Intuition sagt uns, ob ein:e Partner:in zu uns passt oder ob wir uns in einer Wohnung wohlfühlen. Ob wir etwas anfangen oder beenden sollen. Intuition funktioniert ohne Nachdenken, weil sie eine Sache blitzschnell als Ganzes betrachtet und einordnet. Biologisch betrachtet ist sie ein Wunderwerk unserer Neuronen. Diese liefern ihre Interpretation an unser Bewusstsein: als Wohlsein oder Unwohlsein. Oft liegt sie richtig.

Erkunden Forscher:innen dieses Wunderwerk, zeigt sich: Wir alle werden ständig von Intuition geleitet, Männer wie Frauen. Selbst jene, die vermeintlich alles rational angehen. Viele Führungskräfte hören bei großen Entscheidungen auf ihre Intuition, wie eine Studie der Economist Intelligence Unit im Jahr 2014 ergab. Es gibt also gute Gründe, ihr zu folgen.

Helfende, die weder Angst noch Euphorie kennen

Allerdings gibt es Situationen, in denen dieses Bauchgefühl in die Irre führen kann. Gerade wenn wir in einer fraglichen Sache unsicher sind, brauchen wir eine:n Helfer:in, der bzw. die nüchtern die Fakten betrachtet. Jemanden, der sich nicht von Gefühlen mitreißen lässt. Der sich weder in Angst noch Euphorie versetzen lässt, keine Launen hat und nie das große Ziel aus den Augen verliert. Bei Entscheidungen zur Geldanlage können wir auf eine dieser Situationen stoßen.

Jetzt kommt die schlechte Nachricht: Auch die Welt der Finanzen wird von Gefühlen regiert. Der legendäre Finanzexperte André Kostolany sagte einmal, die Börse regiere zu zehn Prozent auf Fakten, alles andere sei reine Psychologie. Aktienkurse werden oft von einer Riesenwelle aus Anlegergefühlen getrieben, ob aufwärts oder abwärts. Allein der Tweet eines US-Präsidenten kann den Optimismus der Anleger:innen verändern. Wenn selbst Finanzexpert:innen sich teilweise von Gefühlen leiten lassen, wie sollen sich denn Privatanleger:innen wappnen? Kommen Gefühle ins Spiel, verlieren sie ihre Strategie aus dem Blick – zum Beispiel die ausgewogene Mischung ihres Depots. Und solche Strategien wollen nicht nur klug überlegt, sondern auch dauerhaft und konsequent verfolgt sein.

Verliebtheit. Und Panik

Nüchterne Analyse ersetzt gefühlvollen Aktionismus – darum geht es. Denn es sind vor allem fünf Gefühle, die uns bei der Geldanlage „beraten“ wollen – nicht immer zu unserem finanziellen Vorteil.

Verliebtheit ist eines dieser fünf Gefühle: Eine Branche, ein Unternehmen gefällt besonders gut. Anleger:innen konsumieren die Produkte, identifizieren sich mit der Markenbotschaft, mit der Ethik, sie erscheint ihnen nah und vertraut. Wenn allerdings ausschließlich in ein Unternehmen oder eine Branche investiert wird, läuft man in die Gefahr eines Klumpenrisikos.

Das zweite fatale Gefühl: Panik. Wenn die Kurse stürzen, verkaufen Anleger:innen ihre Aktien verlustreich zu Tiefstpreisen, statt einen kühlen Kopf zu bewahren und auf Erholung zu warten.

Die Angst vor dem Gewinn

Angst dagegen lässt viele Menschen zu lange zögern. Sie starren gebannt auf die steigenden Kurse, trauen sich aber nicht zu kaufen. Irgendwann jedoch schlägt ihre Stimmung um: Gefühl Nummer vier, die Gier, packt sie, und sie steigen endlich ein. Viel zu spät allerdings – sie hätten mehr Gewinn mitnehmen können.

Gefühl Nummer fünf: die anderen. Was so viele Menschen begeistert, kann doch nicht verkehrt sein. Oder doch? Gerade unsichere Privatanleger:innen wähnen sich in Sicherheit, wenn sie den Massen folgen. Auch wenn die den falschen Weg einschlagen.

Reptilienhirn vs. Robo Advisor

So funktioniert der Mensch nun einmal: Er bewertet Risiken nicht rational. Auch wenn ein Risiko 50:50 ist, die Angst vor Verlust wiegt doppelt so schwer wie die Aussicht auf Gewinn. Die Wahrnehmung ist verzerrt, Verlustaversion nennen das die Expert:innen. Sie macht übertrieben vorsichtig.

Woran das liegt, hat Daniel Kahnemann von der Princeton University erforscht (und dafür den Nobelpreis bekommen): An der Börse regiert das Stammhirn, auch Reptilienhirn genannt. Der evolutionär älteste Teil unseres Denkorgans, der Sitz unserer Instinkte. Und deshalb agieren wir instinktiv, getrieben von starken Gefühlen. Die Ratio wird erst später zugeschaltet, aber dann kann es schon zu spät sein.

Zum Glück braucht es im digitalen Zeitalter, zumindest bei der Geldanlage, keine veraltete Überlebenstechnik mehr. Heute helfen Algorithmen, rational zu entscheiden und der eigenen, mit kühlem Verstand entworfenen Strategie treu zu bleiben. Die freundlichen Berater heißen Robo Advisor, sind völlig neutral und fühlen garantiert – gar nichts.