Der Dax trotzt der Wirtschaftsflaute – aus gutem Grund

DAX als Wort auf Chart

Der Dax markiert ein Allzeithoch nach dem anderen, und das, obwohl die deutsche Wirtschaft schwächelt. Verkehrte Welt? Nur auf den ersten Blick.

Die Bilanz von Deutschlands Vorzeige-Börsenindex kann sich wirklich sehen lassen. Auf das sehr gute Börsenjahr 2023 folgte ein sensationelles 2024. Der Dax zündete eine Kursrakete nach der anderen und markierte Rekord nach Rekord. Dass die deutsche Wirtschaft seit zwei Jahren in der Rezession steckt, ignoriert der Dax. 

Die Dax-Konzerne sind sehr international aufgestellt

Überraschend ist das aber nicht. Der Dax ist nämlich gar nicht so deutsch wie Du vielleicht denkst. Natürlich sind es deutsche Unternehmen, genau genommen die 40 größten börsennotierten deutschen Unternehmen, die im Index gelistet sind. Diese Unternehmen machen aber mehr als 80 Prozent ihrer Umsätze im Ausland. Für sie ist es deshalb viel entscheidender, dass die Weltwirtschaft läuft; und das tut sie. 

Die deutsche Wirtschaft und damit das Rückgrat der deutschen Wirtschaft repräsentierten der MDax für die mittelgroßen und der SDax für die kleineren Unternehmen sehr viel besser. Und ihre Börsenentwicklung der vergangenen Monate reflektiert auch die schlechte Stimmung in der deutschen Wirtschaft. Der Blick auf diese Indizes zeigt: Die Rezession trifft deutsche Aktien doch. Die Nebenwerte in der zweiten Reihe haben im Gegensatz zum Dax im Jahr 2024 sogar an Wert verloren.

Einige wenige Werte ließen den Dax durchstarten

Die Kursentwicklung des Dax mit immerhin fast 20 Prozent war auch nur auf den ersten Blick so sensationell, wenn wir ehrlich sind. Denn es waren nur einige wenige Werte, die extreme Kursgewinne verbuchten und den Dax so von Allzeithoch zu Allzeithoch steigen ließen. Die größten Gewinner waren Siemens Energy, Rheinmetall und SAP, während Brenntag, Sartorius und Bayer hohe Verluste machten. Siemens Energy zündete mit einem Plus von 320 Prozent die beeindruckendste Kursrakete, gefolgt von Rheinmetall mit 114 Prozent und dem mit Abstand größten Dax-Wert SAP mit einem Plus von 70 Prozent. Am größten waren die Verluste übrigens bei Bayer mit 42 Prozent.

Lieber den ganzen Index kaufen

Das zeigt einmal mehr, wie wichtig gute Risikostreuung ist. Wer Einzelaktien kauft, kann zwar hohe Gewinne, aber eben auch sehr große Verluste machen. Wer über gehandelten Indexfonds (Exchange Traded Fund, kurz: ETF) gleich den ganzen Index kauft, hat dann zwar neben den Superstars auch die Nieten im Depot, unter dem Strich stimmt die Performance aber. Das zeigt die Entwicklung des Dax in den vergangenen zwei Jahren sehr eindrucksvoll. Und auch auf längere Sicht funktioniert die Risikostreuung wunderbar und der Dax kommt auf eine Performance von durchschnittlich etwa acht Prozent pro Jahr. 

Nun stellt sich natürlich die Frage, wie es weitergeht. Wenn Du langfristig investierst, ist die Entwicklung in einzelnen Jahren gar nicht so entscheidend. Das solltest Du nicht vergessen. Denn 2025 könnte ein etwas turbulenteres Jahr werden. Noch immer gibt es viele geopolitische Krisen und US-Präsident Donald Trumps Zölle dürften die Weltwirtschaft belasten. Gut möglich also, dass die Kurse wieder stärker schwanken. Auch ein schlechtes Börsenjahr ist nicht ausgeschlossen. Der Start ins Jahr ist dem Dax allerdings mehr als geglückt – neue Rekorde inklusive. 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Im Dax sind die 40 größten börsennotierten deutschen Unternehmen gelistet. Die mittelgroßen und die kleineren notieren im MDax und im SDax.
  • Die Dax-Konzerne machen mehr als 80 Prozent ihrer Umsätze im Ausland.
  • Für die größten deutschen Konzerne ist es entscheidender, wie die Weltwirtschaft läuft.
  • Die schwache deutsche Wirtschaft belastet eher MDax und SDax.

Jessica Schwarzer
Jessica Schwarzer

Jessica Schwarzer ist Autorin für das finanz-heldinnen Magazin und eine der renommiertesten Finanzjournalistinnen Deutschlands. Ihre Leidenschaft für die Börse hat die gebürtige Düsseldorferin zum Beruf gemacht. Die langjährige Chefkorrespondentin und Börsenexpertin des Handelsblatts (2008 bis 2018) arbeitet heute selbstständig als Journalistin und Moderatorin. Sie hat mehrere Bücher über die Psychologie von Anleger:innen und Investmentstrategien geschrieben. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit, für die sie sich auch mit Vorträgen und Seminaren stark macht. Darüber hinaus schreibt sie eine wöchentliche Kolumne bei onvista.de, einem der meistbesuchten Finanzportale in Deutschland.