Die Ernährung der Zukunft, schon heute im Depot

Vegetarisch, vielleicht sogar vegan oder einfach nur sehr bewusst und gesund – wir essen heute anders als noch vor ein paar Jahrzehnten. Nur ein Trend rund um unsere Ernährung. Ein spannendes Thema, auch für Anleger*innen.

Was für eine Kursrakete: Die Aktie von Beyond Meat kletterte in den ersten drei Monaten nach dem Börsengang im Mai 2019 um stolze 700 Prozent. Es war einer der spektakulärsten Börsengänge der vergangenen Jahre. Nur ein Hype oder der Beginn eines Megatrends? Beyond Meat – übersetzt: jenseits von Fleisch – stellt Fleischersatz her, in der Fachsprache alternative Proteine genannt. Experten erwarten, dass der Markt dafür bis 2030 auf 270 Milliarden Dollar wachsen könnte.
Mehr Trend als Hype also.

Auch die großen Nahrungsmittelkonzerne haben den längst erkannt und setzen immer stärker auf biologisch erzeugte Lebensmittel, natürliche Zusatzstoffe und eben die Produktion alternativer Proteine. Der Umsatz von Bio-Lebensmitteln ist in den USA von 2005 bis 2016 um stolze 224 Prozent gestiegen. Für die Expert*innen von Blackrock ganz klar ein Indiz für „signifikante Veränderungen in der Versorgungskette von Nahrungsmitteln“. Soll heißen: Wir essen heute sehr viel gesünder, sehr viel bewusster, eben anders als früher.

Aber nicht nur deshalb ist Ernährung ein spannendes Thema für Anleger*innen. Die Weltbevölkerung wächst, die Nachfrage nach Nahrung steigt, doch die Ressourcen sind begrenzt. Weltweit ist die landwirtschaftlich genutzte Fläche in den vergangenen 20 Jahren nicht größer geworden. Allerdings arbeiten immer weniger Menschen in der Landwirtschaft. Es gilt also mit weniger mehr zu produzieren. Oder nach Alternativen zu suchen. Und natürlich weniger Lebensmittel zu verschwenden. Es geht um nicht weniger als die Frage: Wie essen wir in Zukunft und wie werden wir alle satt? Eine Frage, die sich auch immer mehr Anleger*innen stellen. Für Alice de Lamaze und Mayssa Al Midani, die Fondsmanagerinnen des Pictet Nutrition, ist Ernährung deshalb „ein heißes Thema für Investoren“.

Aber auch ein noch recht neues Thema. Auch die beiden Fondsmanagerinnen räumen ein, dass es noch relativ wenige börsennotierte Anlagestrategie gibt, die sich wirklich mit dem Thema Qualitätsernährung befassen. „Viele Strategien betrachten den Zugang zu Kalorien, reinen Rohstoffen oder Methoden zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Erträge – oft in Form von Düngemitteln, Kali und Chemikalien –, aber nur wenige konzentrieren sich wirklich auf die gesamte Nahrungskette vom Erzeuger bis zum fertigen Produkt und legen sowohl Wert auf die Qualität der Endprodukte als auch auf die Produktionsmethoden“, so die Expertinnen. Sie sind aber überzeugt, dass das Anlageuniversum in den kommenden Jahren deutlich wachsen dürfte. Zumal einige Börsengänge anstehen würden.

Die Ernährung der Zukunft ist nachhaltig

Auf Einzelaktien solltest Du aber gar nicht setzen. Kursraketen à la Beyond Meat sind eher die Ausnahme als die Regel. Wie immer bei der Geldanlage gilt es, das Risiko breiter zu streuen, also in Fonds und ETFs zu investieren. Noch ist die Auswahl zum Thema Ernährung nicht groß, aber einige Fonds gibt es bereits. Neben dem Pictet Nutrition beispielsweise den DJE Agrar & Ernährung, den DWS Global Agribusiness, den iShares Agribusiness oder den Berenberg Substainable World Equities. Apropos Substainable, also Nachhaltigkeit: Natürlich geht es auch darum, künftig nachhaltiger mit unseren Nahrungsmitteln, ihrem Anbau, ihrer Produktion, ihrer Verarbeitung und ihrer Lieferung umzugehen. Deshalb steckt das Thema „Ernährung der Zukunft“ zwangsläufig auch in vielen Nachhaltigkeits-Fonds.

Wie wir uns künftig ernähren, wie wir die Ressourcen clever nutzen, um eine wachsende Bevölkerung satt zu bekommen, ist super spannend. Vor allem natürlich unter gesellschaftlichen und nachhaltigen Gesichtspunkten, aber eben auch für uns als Anleger*innen. Es ist ein Megatrend, von dem wir profitieren können. Zu groß sollte der Anteil eines entsprechenden Fonds im Depot aber nicht sein, das wäre zu riskant. Schau Dir auch breiter investierende Nachhaltigkeits-Fonds an, die decken das Thema in der Regel auch ab.

Das Wichtigste in Kürze

  • Unsere Ernährung der Zukunft ist ein absoluter Megatrend.
  • Schon heute essen wir gesünder und bewusster, dass verändert unsere Nachfrage.
  • Mit der wachsenden Weltbevölkerung wächst die Nachfrage, aber die Ressourcen sind begrenzt. Neue Lösungen sind gefragt. Davon kannst Du als Anleger*in profitieren.
  • Wenn Du auf diesen Megatrend setzen willst, streu das Risiko bitte breit – am besten über Fonds und ETFs.
  • Die Ernährung der Zukunft ist auch ein Nachhaltigkeits-Thema und wird deshalb in vielen ESG-Fonds gespielt.
Jessica Schwarzer
Journalistin und Börsenexpertin

Jessica Schwarzer ist Autorin für das finanz-heldinnen Magazin und eine der renommiertesten Finanzjournalistinnen Deutschlands. Ihre Leidenschaft für die Börse hat die gebürtige Düsseldorferin zum Beruf gemacht. Die langjährige Chefkorrespondentin und Börsenexpertin des Handelsblatts (2008 bis 2018) arbeitet heute selbstständig als Journalistin und Moderatorin. Sie hat mehrere Bücher über die Psychologie von Anlegern und Investmentstrategien geschrieben. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit, für die sie sich auch mit Vorträgen und Seminaren stark macht. Darüber hinaus schreibt sie eine wöchentliche Kolumne bei onvista.de, einem der meistbesuchten Finanzportale in Deutschland.