Donald Trump und die Börse: Quo vadis?

Weißes Haus in Washington

Donald Trump ist zurück im Weißen Haus. Die Börsen haben seinen Wahlsieg gefeiert – diesseits und jenseits des Atlantiks. Aber warum, und vor allem wie lange noch?

Man mag von US-Präsident Donald Trump und seinem Politikstil halten, was man will. An der Börse aber kommt er ziemlich gut an. „Die Wall Street würde Trump wählen“ hieß es bereits vor dem Wahlsieg des Republikaners. Geringere Unternehmenssteuern, weniger Regulierung, sinkende Steuern – das tut der amerikanischen Wirtschaft gut. Die Demokratin Kamala Harris stand für höhere Steuern für Unternehmen und vermögende Privatpersonen sowie mehr Regulierung.

Unter Donald Trump als 47. Präsidenten der USA gilt nun wieder „America First“, heißt im Detail: weniger Regulierung unter anderem für Banken, aber auch bei Fusionen und Übernahmen, weniger Klimaschutz, höhere Zölle für Importe inklusive der Strafzölle gegen China, Europa, aber auch Mexiko und Kanada, dazu eine Senkung der Körperschaftssteuer von 21 auf 15 Prozent. Damit sollen nicht nur heimische Unternehmen entlastet werden, sondern auch ausländische Firmen, die ihre Produktion vollständig in die USA verlegen. Das klingt erstmal gut für die US-Wirtschaft. 

„Old Economy“ statt Klimaschutz

Nach der Wahl im November 2024 reagierten die US-Börsen dann auch mit Kursgewinnen: Unternehmen aus der „Old Economy“, also Automobilhersteller, Erdöl- und Erdgaskonzerne, legten zu, Erneuerbare Energien gerieten hingegen unter Druck. Klimaschutz wird unter Trump nicht mehr so groß geschrieben. Auch Finanzaktien legten in der Erwartung einer gelockerten Regulierung zu. Zu einer regelrechten Rally startete der Bitcoin durch. Mit Elon Musk als engem Berater ist Trump plötzlich zum Krypto-Fan mutiert. Auch die Aktien von Musks E-Autohersteller Tesla startete durch. Diese „Trump-Trades“ haben sich in den Tagen und Wochen nach der Wahl richtig gelohnt.

Nun muss Trump liefern. Es wird sich zeigen, wie viel von seinen Vorhaben der US-Präsident umsetzt, wie schnell einzelne Branchen wirklich profitieren oder wie stark die Geschäftsmodelle anderer leiden. Denn natürlich haben sich die Unternehmen auf eine neue Amtszeit Trumps vorbereitet. Ihre Lieferketten beispielsweise müssen viele Firmen aufgrund der (Straf-)Zölle anpassen, denn die meisten Unternehmen sind heute weltweit tätig, exportieren und importieren Waren.

Höhere Inflation befürchtet

Zudem gibt es die Befürchtung, dass durch die Strafzölle die Preise und damit die Inflation in den USA wieder steigen werden. Das könnte im schlimmsten Fall das Wirtschaftswachstum abwürgen und die Wall Street unter Druck bringen. Das aber wird Trump kaum wollen, sagte er doch einst, sein Misserfolg oder Erfolg lasse sich an der Entwicklung des S&P 500, dem breiten amerikanischen Aktienindex, ablesen.

Trumps Politik mag wirtschaftsfreundlich sein, aber er wird die Märkte in Atem halten – mit seinen Strafzöllen, seiner Geopolitik und seiner Wirtschaftspolitik. Auch ist Donald Trump bekanntlich alles andere als berechenbar. Die Börsen lieben aber Kontinuität und mögen keine Unsicherheit. Das spricht für wieder stärker schwankende Kurse. Müssen wir deshalb unsere Depots anders aufstellen? Das kommt auf die persönliche Strategie an.

Ich lege sehr langfristig, mit hoher Risikostreuung an. Auch diese Amtszeit von Donald Trump wird mein Depot überstehen. Und wie heißt es doch so schön? Der Wall Street ist es egal, wer unter (!) ihr regiert.

Jessica Schwarzer

Das Wichtigste in Kürze:

  • Trump steht für geringere Unternehmenssteuern, weniger Regulierung, sinkende Steuern – das tut der Börse und der amerikanischen Wirtschaft gut.
  • Vor allem Unternehmen aus der „Old Economy“ profitieren, also Automobilhersteller, Erdöl- und Erdgaskonzerne. Aber auch Finanzwerte.
  • Strafzölle auf Importe könnten die Preise und damit die Inflation wieder steigen lassen. Das könnte im schlimmsten Fall das Wirtschaftswachstum abwürgen und die Wall Street unter Druck bringen.
  • Trump wird die Märkte in Atem halten mit seiner Wirtschaftspolitik, seinen Strafzöllen und seiner Geopolitik. Wenn Du sehr langfristig investierst, kannst Du das aber aussitzen.

Jessica Schwarzer
Jessica Schwarzer

Jessica Schwarzer ist Autorin für das finanz-heldinnen Magazin und eine der renommiertesten Finanzjournalistinnen Deutschlands. Ihre Leidenschaft für die Börse hat die gebürtige Düsseldorferin zum Beruf gemacht. Die langjährige Chefkorrespondentin und Börsenexpertin des Handelsblatts (2008 bis 2018) arbeitet heute selbstständig als Journalistin und Moderatorin. Sie hat mehrere Bücher über die Psychologie von Anleger:innen und Investmentstrategien geschrieben. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit, für die sie sich auch mit Vorträgen und Seminaren stark macht. Darüber hinaus schreibt sie eine wöchentliche Kolumne bei onvista.de, einem der meistbesuchten Finanzportale in Deutschland.