Mit Finanzblogs zu mehr Finanzbildung

Für gute Finanzentscheidungen braucht es Wissen. Doch wo kann man sich dieses Wissen aneignen? Neben verschiedenen Büchern, Apps, Videos und Podcasts gibt es auch jede Menge Finanzblogs. Alleine in Deutschland gibt es über 300 Blogs mit Fokus auf Finanzen. Bei dieser Anzahl ist wirklich für jede*n etwas dabei. Um diese Bloggerszene zu fördern, vergibt die comdirect bank seit neun Jahren den comdirect finanzblog award. In 2019 sind auch drei Finanzbloggerinnen nominiert. Die Finalistinnen Claudia, Hava und Maria im Interview.

finanz-heldinnen: Ihr seid unter den 13 Nominierten des comdirect finanzblog awards 2019. Herzlichen Glückwunsch hierfür! Was macht Eure Blogs besonders?

Maria: Wir schreiben über unseren Alltag mit Schulden. In Deutschland reden wir kaum über unsere finanzielle Situation. Schulden sind ein absolutes Tabuthema in unserer Gesellschaft. Am Anfang unserer Reise aus den Schulden haben wir gedacht, wir sind in unserem Freundes- und Bekanntenkreis die einzigen mit Schulden. Auch wenn unsere Schulden aus Studienkrediten bestanden, war es mir peinlich darüber zu sprechen. Der Blog gab mir die Gelegenheit nicht nur ehrlich über meine Gefühle zu schreiben, sondern auch die vielen Hindernisse und Hürden sowie unsere kleinen und großen Siege. Als wir die Hälfte unserer Schulden in Höhe von fast 88.000 Euro getilgt haben, habe ich mich nach und nach getraut mit Freunden und Familie über unsere Schulden zu reden. Einige unserer Freunde haben sich dann geöffnet und haben mir erzählt, dass sie ebenfalls Schulden haben.

Claudia: Das wüsste ich auch gerne! 🙂 Ich glaube, es sind eigentlich keine Besonderheiten, sondern einfach grundsätzliche Entscheidungen, die ich getroffen habe und an die ich mich halte: Ich spreche Frauen an. Damit meine ich, dass ich tatsächlich immer die weibliche Version der Berufsbezeichnungen nutze. Ich spreche mit meinen Leserinnen, von Investorinnen, von Anlegerinnen. Das unterscheidet meinen Blog von den vielen, von Männern geschriebenen Blogs. Außerdem sind meine Blogeinträge kurz und prägnant, fachlich zuverlässig und dabei leicht verständlich. Vielleicht schaffe ich es einfach nur besonders gut, die Finanz-Fachsprache in „normale“ Sprache zu übersetzen und gleichzeitig neue Denkanstöße zu geben.

Hava: Meinen Blog machen zwei Dinge besonders. Zum einen schreibe ich für junge Frauen und Männer, die in den Anfängen ihres Berufslebens stecken und somit viele verschiedene Themen umtreiben. Deshalb versuche ich mit meinem Blog, die Themen Sparen, Investieren und die Beziehung zu Geld auf eine möglichst unkomplizierte, frische und kreative Art und Weise an meine Leserinnen und Leser heranzutragen – so, dass Sie sich inspiriert, ermutigt und bestärkt fühlen sich schon früh mit den persönlichen Finanzen zu beschäftigen. Gleichzeitig ist der Blog mein größtes Hobby – ich bin selbst kein Finanzprofi, sondern lese mich in die einzelnen Themen ein, da ich großes Interesse daran habe und versuche sie dann anschließend im Blog so wiederzugeben, dass sie jeder versteht. Was meinen Blog außerdem besonders macht ist, dass ich viele Themen, die mich in meinem Beruf als Digitalisierungsberaterin begeistern und bewegen, in meinem Blog aufgreife und mit dem Thema Finanzen in neuartigen Content-Formaten zusammenbringe. Indem ich beispielsweise aufzeige, wie man als Privatanleger in innovative Technologien wie Künstliche Intelligenz investieren kann, wie der Gen-Y Index aussehen könnte, oder wie digitale Versicherungen funktionieren.

Womit kommen Eure Leser*innen besonders häufig auf Euch zu? Und was ratet ihr ihnen dann?

Maria: Da Schulden ein Tabuthema sind, bekomme ich eher E-Mails als Kommentare. Ich kann das absolut nachvollziehen. Ich habe einige Leserinnen, welche sich entmutigt an mich wenden. Das wichtigste auf dem Weg in die Schuldenfreiheit ist es nicht aufzugeben! Ich glaube nicht, dass wir jetzt nach fast fünf Jahren Tilgung einen Monat hatten, in dem alles nach Plan glattgelaufen ist. Wir machen am Monatsanfang unser Budget und es passiert immer etwas Ungeplantes! Wir fallen eigentlich monatlich auf die Schnauze. Gerade in unserer heutigen Zeit werden die Errungenschaften gerne in den sozialen Medien geteilt: Das neue Auto, der Urlaub im Süden, das Eigenheim. Aber niemand teilt ein Bild wie er jeden Monat die Raten bezahlt. Auch wir haben Kommentare von Kollegen und Freunden erhalten zu unserem fast 20 Jahre alten Auto, welches wir bis März gefahren sind. Der Rost am Auto war bereits am Abblättern und im letzten Jahr mussten wir es fast monatlich reparieren. Wir wollten es unbedingt fahren, bis wir schuldenfrei sind, aber es hatte nicht sein sollen. Unsere vielen DIY-Autoreparaturen und Versuche teile ich übrigens auch auf unserem Blog und Instagram. Letzten November stand ich im Regen zwei Stunden auf dem Grünstreifen an der A92 mit unserer acht Wochen alten Tochter. Genau an diesem Tag habe ich noch mein Handy zu Hause vergessen und musste darauf hoffen, dass jemand anhält, damit ich einen Abschleppwagen rufen kann. Da habe ich auch daran gedacht auf die Schuldenfreiheit zu pfeifen und einfach ein neues Auto zu kaufen, dass mich hoffentlich nicht im Stich lässt. Ich kann die Frustration meiner Leser daher absolut nachvollziehen. Es ist kein leichter Weg und wir teilen auch unsere schlechten Tage.

Hava: Die häufigsten Fragen meiner Leser sind, wie man einen Haushaltsplan erstellt und was ein guter Richtwert fürs Sparen und Anlegen ist. Beim Haushaltsplan ist es wichtig, dass man wirklich ehrlich zu sich selbst ist: Wie viel verdiene ich netto und was gebe ich wirklich, und vor allem wofür, aus. Wenn man selbst kein Gefühl für die Ausgaben hat, ist es sehr hilfreich, sein Ausgabeverhalten durch Apps oder einfaches Aufschreiben zwei Monate lang akribisch aufzuzeichnen – so weiß man, wie viel man wofür ausgibt. Diese Erkenntnisse nutzt man dann am besten, um sich feste, monatliche Budgets für Kategorien, wie beispielsweise Abendessen in Restaurants, zu setzen und Sparpotenziale aufzudecken. Ich habe eine Femance-Haushaltsplanvorlage-Excel für meine Leser erstellt, die sie sich herunterladen können und entsprechend anpassen können. Beim Sparen ist meiner Meinung nach ein guter Richtwert 20% des Nettogehalts (gerne kann man mit 10% starten und sich kontinuierlich steigern). Davon kann man dann einen Teil beispielsweise für den nächsten Urlaub zur Seite legen. Den anderen Teil dann beispielsweise für die Altersvorsorge, indem man in ein passendes Finanzprodukt einzahlt.

Claudia: Die häufigste Frage ist: Wie finde ich eine Beraterin, der ich vertrauen kann? Ich rate ihnen dann: Vertraue dir erstmal selbst. Bei ganz vielen Dingen kannst du lernen, wie sie funktionieren und wie du sie selbst umsetzen kannst. Wer online Überweisungen tätigen kann, der kann auch online investieren. Dabei ist es wie mit einer Fremdsprache: Am Anfang ist es schwierig, aber mit der Zeit wird es immer einfacher. Gleichgesinnte können auf dem Weg dahin eine wahnsinnig hilfreiche Begleitung sein! Wenn du dennoch eine Beratung suchst, dann frage dich: Welches Interesse hat mein Gegenüber daran, mir genau dieses Produkt zu empfehlen? Eine Honorarberatung kann eine gute Option sein, beispielsweise über die Verbraucherzentrale oder den Verbund deutscher Honorarberater.

Was würdet ihr mit dem Gewinn des Preisgeldes von 3.000 Euro machen?

Hava: Erstmal würde ich mich wirklich unheimlich freuen, einen Platz auf dem Siegertreppchen zu erhalten, denn das würde mir zeigen, dass mein Blog meinen Lesern einen Mehrwert in ihrem Leben bringt und ihnen Freude bereitet, genauso, wie Femance mir selbst große Freude bereitet. Den großen Teil des Preisgeldes würde ich gerne in meinen Blog reinvestieren: mehr Möglichkeiten zur Interaktion, neue Formate und vieles mehr! Und das wichtigste: Meine größten Femance-Unterstützer zum Essen einladen.

Claudia: Das Preisgeld würde ich aufteilen: Einen Teil würde ich für meine eigene Fortbildung nutzen. Einen weiteren Teil würde ich nutzen, um konkret mein Unternehmen weiterzuentwickeln. Und je einen Teil würde ich investieren und spenden. Ach so, und natürlich würde ich ein paar Flaschen Sekt kaufen und mit meinen Freundinnen feiern ?

Maria: Wir würden das Geld definitiv in unsere Schuldentilgung stecken. Wir sind so nah am Ziel und gerade die letzten Monate sind für uns unglaublich schwer gewesen, denn nach fast fünf Jahren Schuldentilgung ist die Luft bei uns raus. Ende Oktober haben wir jetzt noch 11.000 Euro zu tilgen und das Preisgeld würde uns definitiv einen gewaltigen Schub Richtung Schuldenfreiheit geben.

Claudia Müller

Gründerin Female Finance Forum

Claudia Müller
Gründerin Female Finance Forum

Die Ökonomin Claudia Müller hat mehrjährige internationale Arbeitserfahrung u.a. bei der Deutschen Bundesbank, wo sie für das Thema „Green Finance“ verantwortlich war. 2017 hat sie das Female Finance Forum gegründet. Im Female Finance Forum lernen Frauen den Umgang mit Geld und Finanzprodukten. Es findet kein Verkauf von Finanzprodukten statt, sondern Frauen bekommen die Grundlagen der finanziellen Bildung vermittelt. Die Vorträge und Seminare bietet das Female Finance Forum insbesondere Arbeitgebern an, die so Gleichstellung in ganz neuen Bereichen leben können.

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Hava Misimi

Unternehmensberaterin, Finanzbloggerin

Hava Misimi
Unternehmensberaterin, Finanzbloggerin

Hava Misimi arbeitet als Unternehmensberaterin für Digitalisierung & digitale Transformation und ist Gründerin von Femance – dem Finanzblog für junge Leute. Mit ihrem Blog möchte sie junge Menschen schon früh für die Themen Sparen, Investieren und finanzielle Bildung begeistern und den gegenseitigen Austausch in der Gesellschaft zum Thema Geld fördern. Hava interessiert sich für die FinTech Branche und verbringt ihre Freizeit gerne am See, in den Bergen, mit Freunden oder beim Kickboxen.

Maria Cruz

Finanzbloggerin

Maria Cruz
Finanzbloggerin

Maria Cruz wohnt mit ihrem Mann und ihren Kindern in der Nähe von München. Ihr Mann ist Amerikaner und sie ist ihm in die USA gefolgt. Beide haben durch ihr Studium in Maryland hohe Studienkredite angehäuft: Insgesamt 88.000 Euro haben sie mit zurück nach Deutschland gebracht. Seit Dezember 2014 tilgen sie ihre Schulden und teilen auf ihrem Blog Auf Heller und Pfennig alle Höhen und Tiefen dieser langen Reise. Ihr Ziel ist es Familien mit Schulden einen Weg aufzuzeigen, so schnell wie möglich aus den Schulden zu kommen, statt Monat für Monat Raten abzuzahlen.

Auf Heller und Pfennig bei Instagram