Finanzen in der Beziehung – so findet Ihr Euer gemeinsames Modell

Paar sitzen am Tisch und schauen gemeinsam auf einen Laptop
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Gemeinsame Urlaube, eine Wohnung, vielleicht sogar Kinder – schon nach kurzer Zeit in einer Partnerschaft taucht die Frage auf: Wie organisieren wir eigentlich unsere gemeinsamen Ausgaben?

Viele Paare schieben diese Entscheidung vor sich her, um Konflikte zu vermeiden. Dabei ist gerade eine offene und faire Regelung der Finanzen ein wichtiger Baustein für eine gesunde Beziehung und für Deine eigene finanzielle Sicherheit.

Warum das Thema relevant ist

Geld ist mehr als nur Zahlen auf dem Konto. Es spiegelt auch Werte, Lebenspläne und gegenseitigen Respekt wider. Fehlende Absprachen führen schnell zu Missverständnissen oder sogar dazu, dass eine Person langfristig benachteiligt wird

Da Frauen häufiger in Teilzeit und schlechter bezahlten Berufen arbeiten, vom Gender Pay Gap und Gender Pension Gap betroffen sind, kann fehlende finanzielle Absprache langfristig zu Nachteilen führen, etwa bei der Altersvorsorge oder beim Vermögensaufbau.

Eine transparente Lösung hilft Euch, finanzielle Belastungen gerecht zu verteilen und sorgt dafür, dass beide Parteien ihren Lebensstandard sichern.

50:50 – teilen in der Anfangsphase

Wenn Ihr gerade zusammenzieht oder noch getrennt wohnt, ist das klassische 50:50-Modell ein beliebter Startpunkt. Alle gemeinsamen Kosten wie Miete, Lebensmittel, Streaming-Abos und Ausgaben für Freizeitaktivitäten und Urlaube werden geteilt. Das Modell ist besonders sinnvoll, wenn Eure Einkommen ähnlich sind und Ihr Eure Kosten unkompliziert regeln wollt.

Prozentuale Aufteilung – fair bei unterschiedlichem Einkommen

Habt Ihr unterschiedliche Gehälter, bringt die prozentuale Aufteilung mehr Gerechtigkeit ins Spiel: Jede:r zahlt entsprechend ihres bzw. seines Einkommens in den gemeinsamen Topf ein. So trägt jede Person einen prozentualen Anteil der Ausgaben. Dieses Modell ist besonders dann zu empfehlen, wenn Ihr finanziell unterschiedlich stark aufgestellt seid.

Beispiel: Verdient eine Person 3.000 Euro und die andere 1.800 Euro, zahlt Ihr nicht beide 500 Euro der Fixkosten, sondern anteilig – also etwa 62 Prozent (620 Euro) und 38 Prozent (380 Euro). So beteiligt sich jede Person fair entsprechend der eigenen finanziellen Möglichkeiten. Die finanzielle Belastung ist für jede Person gleich, da der Beitrag etwa 21 Prozent des Einkommens ausmacht.

Ausgleichsmodell – flexibel in Familien- und Care-Phasen

Wenn ein:e Partner:in mehr Care-Arbeit übernimmt, seine Arbeitszeit reduziert oder aus dem Beruf aussteigt, kann das Ausgleichsmodell die passende Lösung sein. In diesem Modell gleicht die Person, die weiterhin mehr verdient, die finanzielle Differenz der Person, die finanzielle Einbußen hat, aus, zum Beispiel durch regelmäßige Zahlungen oder gemeinsame Rücklagen. Ziel ist, dass die Person, die beruflich zurücksteckt, finanziell so gestellt bleibt, als hätte sie ihr ursprüngliches Einkommen behalten.

So wird die Ausgangslage wiederhergestellt und verhindert, dass eine Person langfristig Nachteile erleidet, etwa bei Altersvorsorge oder Vermögensaufbau.

Das Modell eignet sich besonders, wenn Ihr gemeinsam lebt, eine Familie habt oder plant und Verantwortung dauerhaft teilt.

Tipp: Plant den Ausgleich nicht nur für laufende Ausgaben, sondern auch für Sparraten und Vorsorge, damit beide langfristig finanziell abgesichert sind und unabhängig bleiben.

Familieneinkommen-Modell Gemeinsam wirtschaften

Das Familieneinkommensmodell, wie es finanz-heldin Kathrin in Podcastfolge #210 beschreibt, funktioniert so: Beide Partner:innen überweisen nicht nur einen kleineren Teil, wie beim prozentualen Modell, auf das Gemeinschaftskonto, sondern fast das gesamte Einkommen. Nur ein festgelegter, gleicher Betrag bleibt auf den privaten Konten, zum Beispiel für die eigene Altersvorsorge oder individuelle Sparziele.

Alle anderen Ausgaben von Alltagskosten über größere Anschaffungen wie einen neuen Laptop bis hin zu Freizeitaktivitäten, Urlauben (auch ohne Partner:in), Kleidung oder Kosmetik laufen über das Gemeinschaftskonto. So wird das gesamte Familieneinkommen als gemeinsames Budget betrachtet und gemeinsam verwaltet.

Rechtliche Absicherung: Der Ehevertrag

Neben der Wahl eines passenden Finanzmodells spielt auch rechtliche Klarheit eine große Rolle. Ein Ehevertrag kann ein wichtiger Baustein für Deine finanzielle Absicherung sein, nicht nur im Falle einer Trennung, sondern auch während der Ehe.

Viele Paare verlassen sich auf die gesetzliche Regelung der Zugewinngemeinschaft. Doch diese ist in der Praxis oft nicht so fair, wie sie auf den ersten Blick erscheint. Ohne Ehevertrag bleiben die Vermögen während der Ehe zwar getrennt, aber im Fall einer Scheidung wird das während der Ehe gemeinsam erwirtschaftete Vermögen hälftig aufgeteilt. Das klingt zunächst gerecht, kann aber gerade bei ungleichen Einkommens- und Vermögensverhältnissen oder bei längeren Familien- und Care-Phasen zu erheblichen Nachteilen führen.

Ein Ehevertrag ist daher in den meisten Fällen ratsam: Er ermöglicht es, individuelle und faire Lösungen zu finden, die zur Lebenssituation passen etwa durch eine modifizierte Zugewinngemeinschaft, Gütertrennung, besonderen Unterhalt oder Vereinbarungen bei Care-Arbeit und Vermögensunterschieden.

„Mit einem Ehevertrag legt Ihr die Spielregeln Eurer Beziehung fest.“ – Saskia Schlemmer, Rechtsanwältin für Familienrecht

Ein Ehevertrag schafft Klarheit, schützt beide Seiten und sorgt dafür, dass finanzielle Fragen nicht zum Belastungstest werden. Er ist kein Zeichen von Misstrauen, sondern Ausdruck von Verantwortungsbewusstsein und Weitsicht.

Tipps für Eure gemeinsame Finanzstrategie

  • Früh sprechen: Klärt das Thema, bevor es zum Streitpunkt wird.
  • Transparent bleiben: Legt offen, wie viel jede:r verdient und welche Fixkosten bestehen.
  • Flexibel bleiben: Lebenssituationen ändern sich, passt Euer Modell regelmäßig an.
  • Eigene Konten behalten: Neben dem Gemeinschaftskonto sollte jede:r ein eigenes Konto führen, um finanzielle Unabhängigkeit zu bewahren.
  • Vorsorge einplanen: Prüft, wie Eure Aufteilung auch Rentenansprüche und Rücklagen beeinflusst.

Communication is key

Frag Dich: Wie finanziell fair fühlt sich meine Beziehung an?
Sprich mit Deinem Partner:in über Eure Erwartungen und Möglichkeiten. Nutzt eines der Modelle oder entwickelt gemeinsam eine Mischform, die zu Euch passt. Fairness bedeutet nicht, dass alles „gleich“ sein muss, sondern dass beide sich mit der Lösung wohlfühlen und langfristig abgesichert sind.

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