Gehört Gold ins Depot?

Goldbarren vor einem Schaubild des Aktienmarkts
Gold bars sitting on blue bar graph. Selective focus. Horizontal composition with copy space. Stock market and finance concept.

Gold gilt als sicherer Hafen, als Krisenwährung und Versicherung in unruhigen Zeiten. Doch wie viel Gold gehört wirklich in Dein Depot? Oder kannst Du darauf sogar verzichten? Jessica Schwarzer beleuchtet diese Fragen.

Wenn es an der Börse kracht, wenn die Schuldenkrise den Fortbestand des Euro bedroht oder die irgendeine andere Krise die Weltwirtschaft ins Wanken bringt – immer dann steigt der Goldpreis. Das gelbe Edelmetall gilt als Krisenwährung schlechthin, als Versicherung in stürmischen Zeiten. Außerdem gilt Gold als Inflationsschutz. Angesichts historisch hoher Inflationsraten müsste der Preis für das Edelmetall also im Herbst 2021 durch die Decke gehen. Tut er aber nicht.

Taugt Gold doch nicht als Krisenwährung und Schutz gegen Inflation? Mit Blick auf den Chart könnte man es fast glauben. Dieser zeigt dir den aktuellen Kurs-Verlauf von XETRA-Gold.  Seit Jahresbeginn hat der Goldpreis etwa sechs Prozent verloren. Die Inflation aber steigt und steigt und steigt. Trotzdem ist diese Entwicklung aber gar nicht so ungewöhnlich. An der Börse wird die Zukunft gehandelt, und das gilt eben nicht nur für Aktien, sondern auch für andere Anlageklassen wie Gold.

Als die Inflationserwartungen im Sommer 2020 nach oben schossen, als die Corona-Krise sich wieder zuzuspitzen drohte, stieg der Goldpreis sogar ziemlich kräftig an. Dann kamen die ersten Impfstoffe. Es folgte ein Rücksetzer und seither dümpelt der Preis vor sich hin. Das liegt sicher auch daran, dass die Notenbanken die Inflation als temporär einschätzen. Auch an der Börse erwarten viele, dass es sich um ein vorübergehendes Phänomen handelt und dass die Inflation sich im kommenden Jahr 2022 beruhigt. Wenn man sich die Kapitalmarktausblicke der großen Banken anschaut, ist das Potenzial des Goldpreises auch eher begrenzt.

Eine Beimischung sorgt für Ruhe im Depot

Aber um hohe Kursgewinne geht es bei Goldinvestments auch eigentlich nicht. Gold soll als Versicherung gegen unruhige Phasen, als sicherer Hafen und Krisenwährung fungieren. Und das klappt eigentlich ganz gut. Aber das heißt eben nicht, dass der Goldpreis immer nur steigt oder zumindest stabil seitwärts läuft. Auch er schwankt. In Krisenzeiten sorgt eine Beimischung von Gold aber durchaus für ein wenig Ruhe und Stabilität im Depot.

Ob und wie viel Du beimischen möchtest, hängt auch von Deiner Risikoneigung und damit Deiner Anlagestrategie ab. Mehr als zehn Prozent sollten es aber nicht sein, empfehlen Experten. Weniger als fünf Prozent aber auch nicht, sonst funktioniert es als Beimischung nicht und wirkt sich nicht positiv auf das Chance-Risiko-Verhältnis Deines Depots aus.

Münzen, Barren oder Wertpapier

Wenn Du Dich für Gold entscheidest, hast Du verschiedene Möglichkeiten. Du kannst Münzen und Barren kaufen oder aber über ein Wertpapier investieren. Besonders beliebt ist Xetra-Gold. Es ist ein ETC (Exchange Traded Commodity, also ein börsengehandelter Rohstoff), das durch physisches Gold gedeckt ist. Du kannst Dir das Gold sogar ausliefern lassen. Der Vorteil von physischem Gold und auch einigen Gold-Wertpapieren: Gold ist beim Kauf von der Mehrwertsteuer befreit. Außerdem sind Veräußerungsgewinne nach einer Haltefrist von zwölf Monaten steuerfrei. Auch Kapitalertragssteuer wird nicht fällig.

Ich persönlich bin übrigens kein großer Gold-Fan. Im Gegenteil. Ich kann dieser Anlageklasse wenig abgewinnen. Keine Zinsen, keine Dividenden, eine hoch emotionale Anlage – nicht mein Ding. Den Preis bestimmen einzig Angebot und Nachfrage. Allerdings muss ich gestehen, dass mein Depot im Corona-Crash deutlich weniger hätte Federn lassen, wenn ich fünf oder sogar zehn Prozent Gold beigemischt hätte. Andererseits hätte es sich auch nicht so schnell wieder erholt. Ich verzichte bewusst auf die Versicherung in unruhigen Zeiten, muss aber höhere Schwankungen ertragen.

Das Wichtigste in Kürze:

  •  Gold gilt als sicherer Hafen und Krisenwährung.
  • Goldinvestments bieten einen Inflationsschutz. Entscheidend sind aber die Inflationserwartungen und weniger die aktuelle Inflationsrate.
  • Gold verbessert das Chance-Risiko-Verhältnis im Depot.
  • Auch der Goldpreis schwankt. In den vergangenen Monaten haben Goldanleger:innen Verluste verkraften müssen.
Jessica Schwarzer
Jessica Schwarzer

Jessica Schwarzer ist Autorin für das finanz-heldinnen Magazin und eine der renommiertesten Finanzjournalistinnen Deutschlands. Ihre Leidenschaft für die Börse hat die gebürtige Düsseldorferin zum Beruf gemacht. Die langjährige Chefkorrespondentin und Börsenexpertin des Handelsblatts (2008 bis 2018) arbeitet heute selbstständig als Journalistin und Moderatorin. Sie hat mehrere Bücher über die Psychologie von Anleger:innen und Investmentstrategien geschrieben. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit, für die sie sich auch mit Vorträgen und Seminaren stark macht. Darüber hinaus schreibt sie eine wöchentliche Kolumne bei onvista.de, einem der meistbesuchten Finanzportale in Deutschland.