Die Preise steigen, die außenpolitische Nachrichtenlage verunsichert und die eigene Finanzplanung wird hinterfragt. Wie soll das Geld für laufende Kosten aufgebracht werden? Kann man in solchen Krisenzeiten überhaupt Geld sparen? Wie soll dabei noch die private Altersvorsorge gesichert werden? Nicht den Kopf in den Sand stecken! In diesem Beitrag findest Du Antworten auf die meist gestellten Fragen rund um die aktuelle Situation sowie hilfreiche Tipps zum Umgang mit Krisen und wie Du Deine Finanzen neu strukturieren kannst.
Im Jahr 2022 lag die Inflationsrate bei 7,9 Prozent. Der Höhepunkt wurde im Oktober mit 10,4 Prozent erreicht (Quelle: Statistisches Bundesamt). Die bisherigen Entwicklungen in 2023 sehen ähnlich aus: Im Januar und Februar lag die Inflationsrate bei 8,7 Prozent, im März bei voraussichtlich 7,4 Prozent. Die Inflationsrate misst den Wertverlust Deines Kapitals. Das bedeutet also, dass wenn Du etwas für 100 Euro zu Jahresbeginn kaufen wolltest, Du jetzt für das gleiche Produkt 108 Euro zahlen müsstest. Weitere Infos zur Wertentwicklung von Geld im Allgemeinen liest Du in diesem Beitrag.
Sind die Finanzen nicht auf einem stabilen Fundament gebaut, können sie durch Krisen schnell ins Wanken geraten. Daher gilt: Frühzeitig handeln und stabilisieren.
finanz-heldin Alicia
Die Inflation und ihre Auswirkungen
Wir haben Börsenexpertin & Finanzjournalistin Jessica Schwarzer Deine Fragen zum Umgang mit der aktuellen Situation gestellt:
Jessica: Wir merken es im Supermarkt, im Restaurant und bei den Energiekosten: Die Preise ziehen an und zwar kräftig. Die Inflation ist so hoch wie seit Jahrzehnten nicht und steigt wohl noch weiter.
Jessica: Am Ende des Monats bleibt bei vielen nichts mehr übrig. Immer mehr Menschen kommen an ihre finanziellen Grenzen. Es gibt sogar Schätzungen, die sagen, dass bald bis zu 60 Prozent der deutschen Haushalte ihre gesamten monatlich verfügbaren Einkünfte – oder mehr – für die reine Lebenshaltung werden einsetzen müssen. Schlimmer noch: Immer mehr Girokonten rutschen zum Monatsende ins Minus. Das heißt: Sparen ist angesagt. Die Kosten müssen runter, und das deutlich. Um ungeahntes Sparpotenzial zu entdecken, hilft es, einige Wochen ein Haushaltsbuch führen. Irgendetwas finden wir wahrscheinlich alle. Ungenutzte Abos, überdimensionierte Handy-Verträge und das belegte Brötchen vom Bäcker sind nur drei Beispiele von vielen.
Jessica: Wir werden uns wohl in Verzicht üben müssen. Der eine oder andere Restaurantbesuch weniger, vielleicht fällt auch der nächste Wochenendtrip aus oder sogar der Urlaub. Auch wenn es weh tut, wir müssen den Gürtel enger schnallen. Du solltest aber unbedingt dem Reflex widerstehen, mal eben schnell Deine Sparverträge, Fonds- oder ETFs-Sparpläne oder schlimmer noch Deine Altersvorsorge zu kündigen.
Auf unseren langfristigen Vermögensaufbau und unsere Altersvorsorge sollten wir wirklich zuallerletzt verzichten. Wenn es gar nicht anders geht, könntest Du vielleicht vorübergehend die Rate Deines ETF- oder Fondssparplans heruntersetzen oder den Sparplan ganz aussetzen. Aber das sollte nur der letzte Ausweg sein. Und vergiss bitte nicht, die Sparrate auch wieder hoch zusetzen, wenn sich die Lage entspannt hat.
Da solltest Du ganz vorsichtig sein. Renten- und Lebensversicherungen oder Riester-Verträge zu kündigen, kann teuer werden. Lass Dich unbedingt beraten – etwa bei der Verbraucherzentrale. So kannst Du extrem teure Fehler vermeiden. Viele Versicherungsverträge kannst Du aber ruhen lassen. Das ist im Fall der Fälle die Alternative. Apropos Versicherungen: Auch da gibt es oft Sparpotenzial.
Auch hier kann es Sparpotenzial geben. Ruf Deine:n Versicherungsmakler:in an, frag nach günstigeren Tarifen. Oft sind die Bedingungen dann übrigens besser. Denn auch auf bei Versicherungen gab es in den vergangenen Jahren viel Wettbewerb nebst sinkender Prämien. Du bekommst dann also mehr Leistung für weniger Geld. Wunderbar!
Private Altersvorsorge
Was man sich im letzten Jahr aufgrund der Niedrigzinsphase noch leisten konnte, wird derzeit zur Herausforderung. Der Impuls der meisten: statt anlegen, lieber das finanzielle Polster aka Notgroschen so weit wie möglich aufbauen und Reserven für mögliche Rückzahlungen, aber auch den täglichen Bedarf anlegen. Verständlich! Aber trotzdem solltest Du auch jetzt an die langfristige Geldanlage denken.
Denn: Wer heute in die Rentenkasse einzahlt, wird später einmal mit nur etwa 43 Prozent des heutigen Netto-Einkommens auskommen müssen. Nicht einmal die Hälfte! Wenn Du das nicht willst, bleibt Dir gar nichts anderes übrig als privat vorzusorgen.
Sparen müssen wir in den kommenden Monaten wohl alle, aber wir sollten es mit Bedacht tun. Auf das ein oder andere werden wir verzichten müssen. Auf die wichtige Altersvorsorge oder nötige Versicherungen sollten wir es nicht. Und hoffentlich hast Du einen Notgroschen aufgebaut. Denn auch der wird Dir helfen, manches abzufedern. Spätestens, wenn die Nebenkostenabrechnung kommt, wirst Du ihn zu schätzen lernen.
Jessica Schwarzer
Stelle Deine Finanzplanung neu auf
finanz-heldinnen Challenges
Geld sparen im Alltag? Mach es zu einer Challenge und fordere Dich heraus! Mit diesen Methoden kannst Du vielleicht noch etwas Sparpotenzial entdecken…
Nichts ist unmöglich und auch Du kannst anstehende Krisen erfolgreich meistern! Unsere Wirtschaft und die globalen Kapitalmärkte haben schon so einiges durchgemacht. In Podcastfolge #131 bekommst Du einen Einblick in vergangene Krisen und kannst dadurch vielleicht ein Gefühl für den Umgang mit der aktuellen Situation entwickeln. Wichtig ist, dass Du Dir einen Überblick über Deine Situation verschaffst und im Rahmen Deiner finanziellen Möglichkeiten agierst.
Führe Haushaltsbuch und tracke Deine Einnahmen und vor allem Ausgaben. Hinterfrage Deinen Konsum kritisch und widerstehe Impulskäufen. Zu wissen, an welchen Stellen Du wie viel Geld ausgibst, bringt schon ab und an mal den gewissen Aha-Moment und wird Dir zeigen, wo Du am besten sparen kannst.
Verzichte nicht direkt auf Dinge und Aktivitäten, die Dir Freude bereiten, sondern suche stattdessen nach kostengünstigen Alternativen.
- Der nächste Wochenendtrip findet in der Region statt, es gibt immer etwas Neues zu entdecken!
- Kein Online-Shopping, sondern eine Kleiderbörse mit Deinen Freund:innen! Welche Schätze findest Du in Deinem Kleiderschrank, mit denen Du andere begeistern kannst?
- Tausche teure Restaurant- und Barbesuche gegen das Perfekte Dinner in den eigenen vier Wänden! Fordert Euch selbst heraus, probiert neue Rezepte aus und veranstaltet einen kulinarischen Abend.
Checke Verträge und Abonnements. Sind diese regelmäßig anfallenden Kostenblöcke alle notwendig oder gibt es durch Vertragswechsel, Verhandlungen oder Vertragspausen Sparpotenziale?
- Achtung: Lebens- und Rentenversicherungen oder Rieser-Verträge können teuer sein bei Kündigung!
Passe Deine Budgettöpfe an. Orientiere Dich dabei an einer möglichen Budgetierungsmethode, auch wenn die Fixkosten in vielen Fällen die 50 Prozent übersteigen: Passe sie für Deine finanzielle Situation an und reduziere wenn nötig den „Spaß-Topf“.
Erhöhe Deine Rücklagen. Um hohe Kosten besser abfedern zu können, braucht es ein finanzielles Polster. Fang am besten jetzt schon an, potenzielle Ausgaben zu kalkulieren und Geld dafür zurückzulegen. Abhängig von Deinem Sicherheitsbedürfnis stockst Du Deinen Notgroschen dann entsprechend auf.
Verschaffe Dir einen Überblick über Möglichkeiten, wenn der Notgroschen mal nicht ausreicht. Frage nach Unterstützung in Deinem privaten Umfeld, vergleiche Angebote und finde die für Dich passende Option, finanzielle Engpässe im Notfall überbrücken zu können.
Behalte im Hinterkopf
Deine private Altersvorsorge sollte wenn möglich weiterlaufen oder nur temporär pausiert werden.
Den größten Gestaltungsspielraum und Wirksamkeitshebel hast Du bei Deiner privaten Zusatzvorsorge. Denn: Die gesetzliche Rente wird aller Voraussicht nach nicht reichen. Deshalb werde Dir über die Auswirkungen Deines Spar- und Investitionsverhaltens bewusst.