Was fallende Zinsen für Dein Geld bedeuten

Die Europäische Zentralbank senkt die Zinsen. Das hat Folgen für Dich als Sparer:in, Schuldner:in und Anleger:in.

Die Zinsen sinken wieder. Die EZB hat bereits einige Zinsschritte auf 3 Prozent vollzogen und das hat Auswirkungen für Dich als Sparer:in. Denn die EZB-Entscheidung beeinflusst die Zinssätze, die Banken für Sparprodukte wie Tagesgeld und Festgeld anbieten. Sinkt der Leitzins, sinken auch die Sparzinsen. Das Gleiche gilt aber auch für Kreditzinsen, also Ratenkredite oder die Baufinanzierung.

Sinkende Zinsen für Sparer:innen

Die Zinsen für Tages- und Festgeld sinken bereits seit einiger Zeit wieder. Wenn Du Geld auf dem Tagesgeldkonto hast, wird es immer weniger gut verzinst, denn die Zinsen auf diesen Konten sind variabel. Ausnahme sind sogenannte Lockangebote, mit den Banken Neukund:innen werben. Der Zins ist oft etwas höher und für einige Monate garantiert. Er gilt auch dann weiter in vereinbarter Höhe, wenn die EZB die Leitzinsen weiter senkt. Läuft die Garantie aber aus, bekommst Du nur noch den Zinssatz, den auch Bestandskund:innen bekommen – in der Regel deutlich weniger.

Beim Festgeld ist der Zinssatz ebenfalls für die Laufzeit garantiert. Willst Du das freiwerdende Geld später wieder anlegen, gibt es aber voraussichtlich deutlich weniger.

Ein Tipp: Vergleiche die Zinsen für Tages- und Festgeld. Es lohnt sich, nach besonders guten Angeboten Ausschau zu halten. Sehr gute und immer aktuelle Vergleichsrechner findest Du auf der Website der FMH-Finanzberatung.

Gute Nachrichten für Kreditnehmer:innen

Wenn Du einen Kredit aufnehmen musst, sind die sinkenden Zinsen gute Nachrichten für Dich. Denn die Zinsen für Schuldner:innen sinken ebenfalls. Konsumentenkredite, also einfach Ratenkredite, werden ebenso günstiger wie die Baufinanzierung oder auch der Leasing-Vertrag für das neue Auto. Auch hier gilt es zu vergleichen. Vor allem dann, wenn Du Dich sehr, sehr lange bindest, wie etwa bei der Baufinanzierung. Je günstiger die Finanzierung, desto besser.

Geringere Renditen für Anleihe-Käufer:innen

Auch die jährliche Zinszahlung neuer Anleihen sinken. Denn Anleihen – auch Renten oder Bonds genannt – sind ja nichts anderes als Kredite, die Unternehmen oder Staaten über den Kapitalmarkt aufnehmen. Auch sie müssen weniger Zinsen bieten. Anders ist es aber bei Anleihen, die bereits auf dem Markt sind. Ihr Zinskupons ist in der Regel fix, die jährliche Rendite passt sich aber dem marktüblichen Zins an. Fällt dieser, steigt der Kurs der Anleihen. Wer dann noch einsteigt, bekommt zwar den höheren Zinskupon, macht aber bis zum Ende der Laufzeit Verluste, weil Anleihen zu 100 Prozent zurückgezahlt werden.

Ein gutes Umfeld für Aktionär:innen

Für die Börse sind sinkende Zinsen gute Nachrichten. Niedrigere Zinsen sind gut für die Unternehmen und damit auch für ihre Aktienkurse. Firmen werden bei ihren Kreditkosten entlastet, was ihre Profitabilität steigert. Außerdem werden Zinspapiere, wie Anleihen, aber eben auch Spareinlagen, unattraktiver, weil sie weniger Rendite bringen. Auch das spricht dann für Aktien. Wichtig zu wissen: Die Börse nimmt die Zinsschritte vorweg. Liefern die Notenbanken nicht wie erwartet, fällt eine Zinssenkung geringer aus oder gleich ganz aus, dann kann es zu Rücksetzern kommen.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Europäische Zentralbank dürfte die Zinsen in den kommenden Monaten (Stand Oktober 2024) noch weiter senken.
  • Die Zinsen für Sparangebote wie Tages- und Festgeld werden deshalb ebenfalls sinken.
  • Die Zinskupons neuer Anleihen fallen geringer aus, die Kurse bereits gelisteter Anleihen steigen, womit die Rendite bis Fälligkeit sinkt.
  • Kredite für Konsum, Immobilien oder das Auto-Leasing werden günstiger.
  • Vergleiche die Zinsen für Tages- und Festgeld, aber auch für Kredite.
Jessica Schwarzer

Jessica Schwarzer ist Autorin für das finanz-heldinnen Magazin und eine der renommiertesten Finanzjournalistinnen Deutschlands. Ihre Leidenschaft für die Börse hat die gebürtige Düsseldorferin zum Beruf gemacht. Die langjährige Chefkorrespondentin und Börsenexpertin des Handelsblatts (2008 bis 2018) arbeitet heute selbstständig als Journalistin und Moderatorin. Sie hat mehrere Bücher über die Psychologie von Anleger:innen und Investmentstrategien geschrieben. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit, für die sie sich auch mit Vorträgen und Seminaren stark macht. Darüber hinaus schreibt sie eine wöchentliche Kolumne bei onvista.de, einem der meistbesuchten Finanzportale in Deutschland.