Bis zur ersten Wertpapierorder gilt es, einige Vorbereitungen zu treffen. Wir begleiten Dich auf Deinem Weg an die Börse.
Schritt 1: Kassensturz
Bevor Du mit dem Anlegen starten kannst, solltest Du in Erfahrung bringen, wie viel Geld Du zur Verfügung hast. Wenn Du bisher eher „chaotisch“ mit Deinen Finanzen umgegangen bist, ist jetzt ein guter Zeitpunkt für einen Kassensturz, um danach Deine für Dich passende Sparrate festzulegen. Wie Du den vollständigen Überblick über Deine Finanzen bekommst? Hier Deine To-do’s!
- Vorhandenen Vermögensanlagen feststellen
Wie viel Geld ist bereits in Spar- oder Vorsorgeverträgen gebunden? Wann wird ein etwaiger Bausparvertrag oder eine Festgeldanlage fällig und in welcher Höhe? Manchmal tauchen auch längst vergessene Sparbücher auf, die Deine Eltern oder Großeltern für Dich angelegt haben. Informiere Dich bei Deiner Bank. - Regelmäßige Einnahmen ermitteln
Lege eine Liste an, auf der Du sämtliche Einnahmen wie Gehalt, etwaige Zinserträge, Mieteinnahmen, Kindergeld und Einmalzahlungen wie Boni oder Weihnachtsgeld den Ausgaben gegenüberstellst. - Regelmäßige Ausgaben ermitteln
Die Ausgabenseite lässt sich in fixe und variable Kosten gliedern. Zu den Fixkosten gehören u. a. Miete plus Nebenkosten, Versicherungen, Kreditraten, Mobilfunkverträge, Zeitschriftenabos oder Kita-Gebühren. Am besten gehst Du dafür Deine Kontoauszüge der letzten Monate durch, so sind die regelmäßigen Posten schnell identifiziert. Daneben gibt es noch die kleinen Beträge, die man nebenbei für den Kaffee unterwegs oder den Kinoabend mit der besten Freundin ausgibt. Viele haben diese variablen Ausgaben nicht im Blick und bemerken erst, wie hoch diese ungesehenen monatlichen Beträge tatsächlich ausfallen, wenn sie diese penibel notieren. Am besten alle Belege sammeln und sich jeden Abend fünf Minuten Zeit nehmen, die Summe des Tages in die Liste einzutragen.
Schritt 2: Deine Anlageziele definieren
Je nachdem wofür Du sparen möchtest, kommen unterschiedliche Anlagelösungen infrage. Definiere daher Deine wichtigsten Anlageziele. Diese vier Fragen helfen Dir dabei:
- Wofür möchtest Du Dein Geld anlegen?
Schreibe alle Ziele auf: Angefangen beim geplanten Hauskauf bis zur Weltreise. Du möchtest vielleicht (noch einmal) studieren oder den Schritt in die Selbstständigkeit machen? Welche finanziellen Freiheiten möchtest Du Dir im Alter ermöglichen? Welchen Betrag für Deine Kinder zurücklegen? Liebäugelst Du mit einem schicken Sportwagen oder einer Märchenhochzeit? Hier ist Platz zum Träumen und Rumspinnen. Priorisieren und aussortieren kannst Du später. - Wie lange möchtest Du investieren?
Die Antwort lässt sich direkt aus Deinen bereits notierten Zielen und Wünschen ableiten. Während die Finanzen für die Hochzeitsfeier wahrscheinlich schon in wenigen Monaten stehen sollten, bleiben für die Baufinanzierung und Deine Träumereien mehr Zeit. Die Rente scheint zwar noch weit entfernt, auf die lange Bank schieben solltest Du dieses Sparziel aber nicht. Denn je eher Du beginnst, desto kleiner sind die notwendigen Sparbeträge. Notiere für jedes Deiner Vorhaben, wann das Sparziel spätestens erreicht sein soll. - Wie viel Risiko bist Du bereit einzugehen?
Risiko ist eine abstrakte Größe. Willst Du die Frage beantworten, hilft es, Dich auf die Suche nach Deinem ganz individuellen Risikoprofil zu machen. Frage Dich: Wie viel Risiko kannst Du stemmen? Wie viel willst Du auf Dich nehmen? Wie viel Unsicherheit musst Du in Kauf nehmen, um Dein Ziel zu erreichen? Und: Wie schätzt Du ganz individuell das objektiv messbare Risiko einer Geldanlage ein? - Welche Rendite möchtest Du erwirtschaften?
Deine Renditeerwartung sollte zu Deiner Risikobereitschaft passen. Grundsätzlich gilt: Je mehr Risiko Du eingehst, desto mehr Rendite ist möglich. Wer auf keinen Fall ein hohes Risiko eingehen möchte, muss auch seine Renditeerwartungen herunterschrauben.
Schritt 3: Wertpapiere auswählen
Mit der Definition Deines Anlageziels hast Du die Auswahl bereits begrenzt. Du kennst Deinen Anlagehorizont, Deine Risikopräferenz und Renditeerwartung. Dazu gibt es passende Wertpapierarten. Möchtest Du beispielsweise nur kleine Beträge investieren, aber dennoch möglichst breit streuen, eignen sich vor allem ETFs und Fonds.
Mache Dich im nächsten Schritt mit den unterschiedlichen Regionen, Branchen und Markttrends vertraut und investiere in das Papier, das Dich überzeugt. Das können ausgewählte Unternehmen sein oder ganze Branchen beziehungsweise Regionen. Vielleicht gibt es auch einen gesellschaftlichen Trend, den Du mitgehen möchtest. Ausgewählte Fonds nehmen beispielsweise ausschließlich nachhaltig wirtschaftende Unternehmen ins Portfolio auf.
Schritt 4: Dein Depot eröffnen
Springe nicht direkt ins kalte Wasser, sondern übe zunächst mit einem Musterdepot. So kannst Du Dich erst einmal mit der Handelsoberfläche vertraut machen und ganz ohne Risiko alles testen. Fühlst Du Dich sicher, kannst Du mit Deinem echten Depot loslegen.
- Voraussetzungen
Grundsätzlich musst Du über 18 Jahre alt sein und ein Girokonto besitzen, dann steht der Depoteröffnung nichts mehr im Weg. Je nach Anbieter kann eine Mindesteinzahlung gefordert sein. - Anbieter finden
Das Angebot an Brokern ist riesig. Ein Entscheidungskriterium ist die Gebührenstruktur. Gebühren fallen einerseits für die reine Depotführung an und andererseits für jede einzelne Transaktion. Bei teuren Anbietern kann Dich die Depotgebühr gut 2 Prozent Deines Depotvolumens kosten. Andere Anbieter erheben keine Jahresgebühren, langen dafür bei den Ordergebühren kräftig zu. Je öfter Du handelst, desto stärker können diese ins Gewicht fallen. Faustregel: Die Gesamtgebühren sollten maximal 1 Prozent Deines geplanten Anlagevolumens ausmachen. - Service Check
Gerade am Anfang hast Du vermutlich noch viele Fragen. Achte bei der Auswahl auf ein gutes Serviceangebot. Manche Broker sind rund um die Uhr telefonisch erreichbar. - Eröffnungsantrag
Hast Du Dich für einen Anbieter entschieden, füllst Du den Antrag aus und sendest ihn unterschrieben zurück. Es folgt ein Identitätscheck per Postidentverfahren und nach wenigen Tagen ist Dein Depot freigeschaltet.
Schritt 5: Wertpapiere kaufen
In Deinem Online-Depot kannst Du Kauf- und Verkaufsaufträge, sogenannte Orders, erteilen. Dafür wählst Du das entsprechende Wertpapier anhand seiner Wertpapierkennnummer (WKN beziehungsweise ISIN) aus und gibst die Stückzahl ein, die Du kaufen oder verkaufen möchtest. WKN und ISIN musst Du nicht auswendig wissen, sie lassen sich über die Suchfunktion in der Ordermaske ermitteln. Wähle außerdem aus, an welcher Börse Du kaufen oder verkaufen möchtest. Manche Wertpapiere werden an mehreren Börsen gehandelt, daher können sich die Kurse unterscheiden. Die erste Auswahl ist nicht unbedingt die Beste.
Zu jedem Auftrag kannst Du sogenannte Orderzusätze ergänzen. Die wichtigsten sollten Dir geläufig sein:
- Billigst-/Bestens-Order
Du bist bereit, jeden Preis für den Kauf beziehungsweise Verkauf der Wertpapiere zu akzeptieren. - Limitierte Kauf-/Verkaufsorder
Du gibst einen Höchstpreis vor, bis zu dem Du maximal bereit bist, die Aktien zu kaufen, beziehungsweise einen Mindestpreis, den Du beim Verkauf erzielen möchtest. - Stop-Loss-/Stop-Buy-Order
Diese Zusätze helfen, Kursverluste zu begrenzen beziehungsweise den richtigen Einstiegszeitpunkt zu erwischen. Dafür gibst Du einen Verkaufs- beziehungsweise Kaufpreis ein. Wird dieser erreicht oder unterschritten/überschritten, wird das Papier zum nächsten Preis bestens verkauft/billigst gekauft. - Trailing-Stop-Order
Trailing-Stops passen Deine Stop-Loss- und Stop-Buy-Aufträge dem Kursverlauf an. Die Preisgrenze ist nicht fest, sondern passt sich dynamisch der Kursentwicklung an. Es kann beispielsweise festgelegt werden, dass der Stopp-Preis immer zehn Prozent unter dem aktuellen Kurs bleiben soll. - OCO
OCO steht für „One Cancels Other“: Wenn Du für ein Wertpapier gleichzeitig eine Stop-Buy-/-Loss-Order und eine Limit-Buy-/-Loss-Order setzt, wird die eine Limit-Art automatisch gelöscht, sobald die andere ausgeführt wird. Damit entscheidest Du, wie viel Du in einer Position maximal gewinnen oder verlieren möchtest.
Schritt 6: Regelmäßiger Depotcheck und Rebalancing
Die Märkte ändern sich, daher solltest Du Dein Depot regelmäßig – mindestens einmal pro Jahr – auf den Prüfstand stellen. Durch Wertschwankungen kann es passieren, dass die Zusammensetzung nicht mehr Deiner Anlagestrategie entspricht. Durch entsprechende Käufe und Verkäufe lässt sich die ursprüngliche Gewichtung wiederherstellen.
Im Podcast mit Jessica Schwarzer erfährst Du mehr über Rebalancing.
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