Celine Nadolny, die Gründerin von „Book of Finance“, hat ihren ersten Börsencrash erlebt. Mit Jessica Schwarzer spricht sie über ihre Anlagestrategie und natürlich auch über ihr Geschäftsmodell.
Celine hat das gemacht, wovon viele träumen: Sie hat ihr Hobby zum Beruf gemacht und „Book of Finance“ gegründet. Auf ihrer Webseite und ihren Social-Media-Kanälen bespricht sie Bücher. Finanzbücher, denn die liest sie leidenschaftlich gerne. Ihr Studium schließt sie demnächst ab, ihren Hauptjob hat sie gekündigt, längst ist ihr Start-Up auch ihr Mittelpunkt. Das war vor anderthalb Jahren, als wir zuletzt gesprochen haben, noch anders. Es hat sich viel getan im Leben der 24-Jährigen.
Jessica Schwarzer: Wie läuft es bei Dir? Ich lese Deine Buchbesprechungen mittlerweile auf immer mehr Kanälen…
Celine Nadolny: Offen gestanden könnte es kaum besser laufen. Meine Community wächst, ich habe nun schon seit Jahren treue Kooperationspartner, habe mich von allem Ballast der anstrengenden Anfangszeit befreit und bekomme regelmäßig neue interessante Anfragen. So kommt es auch, dass ich mittlerweile regelmäßig in Dutzenden Magazinen, Newslettern, Blogs und Zeitungen vertreten bin.
Kannst Du uns Dein Geschäftsmodell erklären?
Mein Geschäftsmodell ist eigentlich das typische Modell einer „Content Creatorin“. Das heißt, ich werde von verschiedenen Personen, Firmen und Gruppen für die Erstellung von Inhalten bezahlt. Wobei ich von Anfang an sehr viel Wert darauf gelegt habe, dass meine Meinung in allen Kooperationen frei und unabhängig bleibt. Ich empfehle nichts, hinter dem ich nicht zu 100 Prozent stehe, weder Bücher noch Depots, Konten, Kreditkarten, Versicherungen oder anderes. Daraus resultieren natürlich auch Affiliate-Provisionen, wenn jemand ein Buch über mich kauft oder ein Konto eröffnet. Aber das sind nur geringe Beträge.
Welche aktuellen Bücher kannst Du uns empfehlen?
Dieses Jahr habe ich tatsächlich schon einige interessante Bücher lesen dürfen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich dein neustes Buch noch nicht gelesen habe. Aber ich bin davon überzeugt, dass es auch wieder großartig ist. Im Finanzbereich kann ich auf jeden Fall „Happy Money“ von Ken Honda empfehlen. Ein wundervolles Buch für einen bewussteren, dankbareren und vor allem aufrichtigeren Umgang mit Geld und Reichtum. Darüber hinaus hat mir auch das neue Buch von Gerd Kommer und Olaf Gierhake extrem gut gefallen. Mit „Souverän Vermögen schützen“ haben die beiden mal wieder ein Buch veröffentlicht, dass neue Maßstäbe in dem Bereich setzt. Ich mag den rationalen und wissenschaftlich fundierten Ansatz und die saubere Aufarbeitung, gepaart mit klaren Handlungsanweisungen und einer unterschwellig humorvollen Sprache. Richtig erfrischend war aber dann auch noch Tonya Daltons „The Joy of Missing Out“. Ein schöner Appell gegen die gesellschaftlich ziemlich tief verwurzelte Angst etwas zu verpassen (FOMO) und der daraus resultierenden Orientierungslosigkeit so vieler Menschen.
Du hast auch bereits einige Preise abgeräumt. Gratulation dazu. Macht das einfach nur stolz oder hilft es auch, Deine Reichweite zu vergrößern?
In erster Linie macht es mich unglaublich stolz. Die meisten Preise waren Publikumspreise und obgleich unter der Konkurrenz all die Größen der Branche vertreten waren, standen am Ende dann doch am meisten Stimmen hinter meinem Projekt. Mittlerweile wurde ich auch schon von Jurys für meine Arbeit und vor allem mein ehrenamtliches Engagement abseits von Book of Finance geehrt und das ist ebenfalls ein schönes Gefühl. Denn schon seit Längerem kritisiere ich nicht nur die fehlende finanzielle Bildung an unseren Schulen, sondern gehe direkt an die Basis und unterstütze. Selbstverständlich sind die Auszeichnungen aber auch ein kleiner Turbo für meine Bekanntheit.
Du hast mir damals erzählt, dass Du ganz entspannt anlegst: in einen einzigen ETF über einen monatlichen Sparplan. Ist das immer noch so?
Das ist tatsächlich im Kern immer noch so. So häufig werde ich gefragt, warum ich nach all den Büchern immer noch passiv investiere. Meine Antwort darauf lautet: Eben, weil ich so viele Bücher gelesen habe, investiere ich passiv. In den letzten anderthalb Jahren habe ich nur noch an der Steuereffizienz meiner Strategie gearbeitet, die Sparraten mächtig nach oben angepasst und ein paar Faktor-Prämien eingebaut. Es ist aber immer noch so wie damals: Deine Geldanlage muss nicht spannend, sondern erfolgreich sein.
Wie hast Du Deinen ersten Crash empfunden?
Der war wirklich spannend und für mich persönlich äußerst erfolgreich. Als ich erfahren habe, dass aufgrund des Corona-Virus Dutzende Zulieferer in Wuhan ausfallen würden, war mir klar, dass es zumindest zu einer kleinen Korrektur kommen würde, wenn nicht sogar zu einer längeren Durststrecke oder sogar einem Crash. Ich wusste nicht wann, ich wusste nicht wie tief, aber ich wusste, dass sich zeitnah etwas an den Finanzmärkten tun würde, denn die Situation war akut. Da ich ohnehin meine ETF-Struktur anpassen wollte, habe ich auf einen Schlag alles verkauft und im selben Zug einen Sparplan angelegt, um mein komplettes Vermögen inklusive Sicherheitspuffer in zwölf monatlichen Tranchen am Kapitalmarkt zu platzieren. Zwei Wochen später sackte der Aktienmarkt ab. Aber selbst, wenn ich die Korrektur voll hätte verkraften müssen, hätte ich danach meine Sparraten massiv nach oben angepasst und zu günstigen Preisen nachgekauft. Denn meine Strategie ist eben auf einen so extrem langen Zeitraum ausgelegt, dass es kaum einen Einfluss gehabt hätte.
Wie schwer war es, Deiner Strategie treu zu bleiben?
Es war überhaupt nicht schwer. Ich habe viel zu viel gelesen, als dass ich mich am Kapitalmarkt von meinen Emotionen oder den lauten Stimmen in der Presse und im Social Media zu unüberlegten Reaktionen verleiten lassen würde. Ich weiß inzwischen sehr gut, wie Presse und Social Media funktioniert und kann die Intentionen verschiedener Personen hinter ihren Äußerungen, Postings, Überschriften und Artikeln sehr gut verstehen.
Liest Du eigentlich noch etwas anders als Finanzbücher?
Selbstverständlich und dafür möchte ich auch stehen. Ich habe nicht nur mehr als 500 Finanzbücher gelesen. Der überwiegende Teil der Bücher, die ich seit meinem 16. Lebensjahr gelesen habe, hat einen Finanzschwerpunkt, aber es werden auch immer mehr und mehr Bücher zur Persönlichkeitsentwicklung, Ernährung und Unternehmertum.
Apropos „etwas anderes“. Du kandidierst als Miss Germany. Wie kam es dazu?
Eine ehemalige Siegerin hat mich darauf gebracht. Ich war ihr auf Social Media gefolgt und bin darüber auf das neue Konzept hinter „Miss Germany 3.0“ aufmerksam geworden. Als ich dann dort gelesen habe, dass es kein reiner Schönheitswettbewerb mehr ist, sondern Frauen eine Bühne gegeben werden soll, „die die Welt verändern, sie mit Haltung, Überzeugung und Persönlichkeit prägen und Verantwortung übernehmen“, klang das für mich wie ein perfektes Puzzle-Stück auf meiner Reise.
Und dann? Welche Pläne hast Du?
Auf diese Frage könnte ich womöglich tagelang antworten. Zunächst einmal nimmt mein Studium aktuell noch einen größeren Schwerpunkt ein. Das möchte ich erfolgreich abschließen und mich danach unternehmerisch ausprobieren. Es werden sicherlich noch dieses Jahr die Gründungen mehrerer Unternehmen anstehen, zu denen ich aktuell aber noch nicht mehr verraten kann, es wird aber richtig, richtig cool! Darüber hinaus wird Book of Finance weiter sukzessive wachsen. Mein Pensum von zwei Büchern die Woche sollte nach meinem Studium umso leichter zu schaffen sein, aber auch drum herum wird viel passieren. Vor allem aber freue ich mich, spätestens in 2022 wieder mehr persönlichen Kontakt zu pflegen.
Celine, vielen Dank für das Interview!

Über Celine Nadolny
Seit sie denken kann, liest Celine Nadolny alles, was sie in die Finger bekommt. Auf ihrem Instagram-Kanal @bookoffinance und auf ihrer Webseite bespricht sie Finanzbücher, und zwar auf ihre ganz eigene Art. Sie möchte für Sachbücher begeistern, Finanztipps geben und das Mindset stärken – seit März 2021 ist sie mit ihrem Projekt Book Of Finance Vollzeit selbstständig.[templatera]