Als Frau in eine Führungsposition zu gelangen erfordert Durchsetzungsvermögen und Geduld. Auf Mütter kommen darüber hinaus einige organisatorische Herausforderungen zu, bei denen nicht nur die Unterstützung des Partners gefragt ist, sondern auch des Arbeitgebenden. Über die Rolle von Führungskräften für die verbesserte Vereinbarkeit und was sich in Zukunft weiter verbessern muss, spricht Maren Freyberg, Geschäftsführerin und Partnerin der Personalberatung Cribb, unter anderem in unserem Interview.
finanz-heldinnen: Maren, Du bist Geschäftsführerin und Partnerin bei der Personalberatung Cribb. Was waren die wichtigsten Stationen Deines Werdegangs, die Dich am Ende in die Personalberatung gebracht haben?
Maren Freyberg: Die Tatsache, dass ich viele Jahre in sehr unterschiedlichen Ländern gearbeitet habe. Dadurch habe ich Menschenkenntnis gesammelt und ich hatte immer schon das große Interesse, Mitarbeiter nach ihren Fähigkeiten und Persönlichkeiten in die richtige Aufgabe zu setzen.
Im Ausland bin ich auf sehr verschiedene Kulturen getroffen und habe gelernt, wie man die Menschen deutet, einschätzt und wie man mit ihnen am besten zusammenarbeitet. Ich konnte mich selbst dabei sehr stark ausprobieren. Außerdem hatte ich die Aufgabe, Mitarbeiter auszubilden und sie richtig einzusetzen, sie dann zu beurteilen und weiter zu fördern. Das hat viel Erfahrung darin gebracht, wer wo an der richtigen Stelle ist.
Mein Weg in die Personalberatung war gar nicht geplant. Ich hatte, als ich nach Deutschland zurückkam, mehrere Gespräche mit Personalberatern, die mich für ihre Mandanten interviewt haben. Und alle haben mich gefragt, ob ich nicht bei ihnen arbeiten möchte. Dadurch bin ich erst darauf aufmerksam geworden und finde es nach wie vor sehr spannend.
Du bist nicht nur eine erfolgreiche Geschäftsfrau, sondern auch Mutter eines neunjährigen Sohnes. Wie strukturierst Du Deine Arbeitswoche, um beides unter einen Hut zu bekommen?
Es sind zwei Welten an einem Tag und das ist anstrengend, aber bereichernd. Wenn ich nicht unterwegs bin, bin ich am Nachmittag für meinen Sohn da und arbeite abends weiter von zu Hause. Mails, Telefonate, Video-Interviews, Dinge lesen oder schreiben, da gibt es genug, was am Abend erledigt werden kann. Und wenn ich meinen Sohn zum Sport bringe, habe ich eine Stunde auf einer Parkbank, in der ich prima Telefontermine machen kann – dass es nicht im Büro, sondern im Park ist, stört ja niemanden. Es sind nur ein paar Jahre, danach wollen die Kinder uns am Nachmittag sowieso nicht sehen.
Am schwierigsten finde ich es, wenn ich unterwegs bin. Einen frühen Flieger, bevor das Kind in der Schule ist, vermeide ich. Familie in der Nähe zu haben ist natürlich super – habe ich nicht. Und man möchte ja auch nicht immer nur einen Babysitter oder eine Nanny haben. Was die Kinder am Tag beschäftigt, möchte ich doch auch selbst am Abend hören. Ab und zu mal weg sein, okay. Sehr oft finde ich sehr schade. Daher richte ich es mir, wann immer es geht, so ein, dass ich nicht mehr so häufig verreise wie früher. Da ich viel Verantwortung an meine Kollegen geben kann, übernehmen oft andere.
Wichtig finde ich außerdem, dass man mit voller Aufmerksamkeit bei seinem Kind ist und nicht ständig Mails liest und telefoniert. Und wenn es mal sein muss, dann mit Ankündigung und Zeitangabe. Sonst empfehle ich, dies unbedingt zu trennen und sich immer genau auf das zu konzentrieren, was man gerade tut.
Was glaubst Du, welche Rolle Führungskräfte bei der Optimierung einer verbesserten Vereinbarkeitssituation für Frauen spielen?
Die allergrößte! Als Vorbild und dabei, allen die entsprechende Einstellung zu vermitteln. Wenn alle wissen, dass das von oben gewollt und für gut befunden ist, setzt eine Optimierung sich viel besser durch. Alle Mitarbeiter merken, welche Überzeugung die Führungskräfte wirklich haben. Und ich hoffe, es gibt niemanden (mehr), der nicht unterstützt, dass wir hervorragende weibliche Führungskräfte trotz aller Einschränkungen haben können und dennoch Kinder, die mit ihren Eltern aufwachsen. Den Kindern vorzuleben, dass auch der Job wichtig ist und Freude macht, hilft. Aber vorzuleben, dass die Kinder das Wichtigste sind, ist essenziell. Das muss von jeder Führungskraft verstanden werden, egal wie ungünstig es oft für den Job ist. Was ist denn die Alternative?!
Es ist natürlich durch alles, was mit New Work bezeichnet wird, leichter geworden. Meine Kunden wissen doch gar nicht, ob ich gerade vor einer Turnhalle sitze oder vom Spielplatz mal kurz ein Stück weggegangen bin, wenn ich telefoniere oder Dokumente verschicke. Hauptsache, die Qualität der Arbeit leidet nicht. Und durch teamfähige Software hat man einen sehr guten Überblick, wie weit ein Projekt ist, und kann sich gut koordinieren. Es ist alles verteilter und globaler geworden. Jeder muss Verantwortung übernehmen und hat dafür auch Freiheiten – technologisch sind sie gegeben, sie müssen nur gelebt werden.
Welche Chancen ergeben sich in diesem Zusammenhang auch durch den digitalen Wandel?
Stichwort Gläserne Decke. Wie bewertest Du die Rahmenbedingungen für Frauen und Mütter, die einen beruflichen Aufstieg anstreben?
Frauen und Mütter sind zwei sehr unterschiedliche Themen.
Frauen haben aus meiner Sicht die gleichen Voraussetzungen wie Männer und keine zeitlichen Einschränkungen, da geht es um Mut, Rollenverständnis, Selbstverständlichkeit, Durchsetzungsvermögen und Leistung. Wenn die Männer-Netzwerke in den oberen Etagen endlich aufgebrochen sind und die Politik in den Unternehmen nicht mehr so entscheidend ist, bin ich sehr zuversichtlich, dass sich das verändern wird, wenn jede Frau selbstsicher um ihren Weg kämpft.
Die Rahmenbedingungen für Mütter halte ich für sehr viel schwieriger: Mütter haben eine große organisatorische Herausforderung und rennen immer gegen die Zeit, sie haben ständig Deadlines. Das ist insbesondere dann schwierig, wenn eine höhere Position auch bedeutet, viel unterwegs zu sein. Da muss man sich entscheiden, ob man die absolute Karriere möchte und die Kinder wenig sieht oder ob man Kompromisse macht.
Aus Arbeitgebersicht verstehe ich die Schwierigkeit, aber es muss nun mal Lösungen geben. Und die wichtigste ist die Einstellung der Unternehmensführung!
Was müsste sich Deiner Meinung nach in der Zukunft ändern, um die Erfolgschancen für Frauen auch in Führungspositionen zu gelangen, zu steigern?
Die eisernen Männerdomänen müssen aufgebrochen werden. Es muss mehr Männer in der Unternehmensführung geben, die einsehen, wie wichtig Frauen in Führungspositionen sind – nicht als Quote, sondern aufgrund ihrer Leistung, ganz selbstverständlich. Und die Frauen müssen mutiger sein.
Wenn alle wollen, findet man häufig auch andersgelagerte Funktionen, die besser zum Familienleben passen und dennoch einen Aufstieg ermöglichen. Wenn man auf die Fähigkeiten schaut und nicht nur auf die bisherigen Aufgaben, eröffnen sich neue Möglichkeiten. Es müssen nur alle wollen und verstehen, dass wir auch für die nächste Generation – unsere Kinder – da sein wollen und müssen. Und wenn die mit dem Vorbild aufwachsen, dass beides geht, wird es mit jeder Generation selbstverständlicher und leichter.
Und wieder für das Sonderthema Mütter: Die Einstellung und das Vertrauen, dass Mütter ihren Job erledigen! Mal ehrlich: Als Mutter muss man organisatorisch gut sein, ist produktiv und man ist nicht das Zentrum seines Lebens, nimmt sich also nicht zu wichtig. Hervorragende Voraussetzungen, einen Job gut zu machen.
Unsere Erfahrungen sowie Studien zeigen, dass Frauen eher ungerne über Geld sprechen und in Gehaltsverhandlungen sehr zurückhaltend agieren. Wie offen gehst Du mit Deinen Finanzen um?
Gar nicht offen. Wozu? Das hilft niemandem. Aber Gehaltsverhandlungen sind etwas anderes. Da können Frauen ruhig mutiger sein und überzeugter von sich und ihren Leistungen. Wenn sie Erfolge vorweisen können, sollen sie ruhig Forderungen stellen. Selbstreflektion und eine realistische Einschätzung finde ich wichtig. Und eine gute Vorbereitung und Argumentation für die Gespräche. Und darin sind Frauen doch gut.
Frauen kehren nach einer Schwangerschaft oft nur in Teilzeit zurück in ihren alten Job, weswegen das Thema private Altersvorsorge für sie besonders wichtig ist. Wie sorgst Du für Deine Rente vor?
Mit privater Vorsorge, auf die gesetzliche Vorsorge möchte ich mich nicht verlassen. Da hat meine Bank gute Vorschläge. Immobilien halte ich auch für sehr sinnvoll, egal ob zur Selbstnutzung oder Vermietung.
Worin investierst Du gerne Dein Geld?
In schöne Hotels, Bücher und Schokolade. Und abseits davon: Früher bin ich gern Risiken eingegangen. Heute möchte ich das Geld, das ich mir erarbeitet habe, behalten und nicht mehr aufs Spiel setzen. Mich beruhigt jetzt am meisten eine gute Kombination aus etwas fest Angelegtem, auch wenn es nicht viel Zugewinn bringt, ein paar renditeorientierten Posten und einer Immobilie.
Maren Freyberg ist seit 2000 bei der Cribb Personalberatung und hat das Unternehmen als Mitinhaberin und Geschäftsführerin maßgeblich mit aufgebaut. Sie kam von A.T. Kearney Executive Search, war zuvor Führungskraft beim Touristikkonzern Thomas Cook und davor bei Siemens Mobile Systems tätig. Maren spricht fließend Englisch, Französisch sowie Spanisch, berät Kunden zum Thema Bei- und Aufsichtsräte und verantwortet die Besetzung von Executive-Positionen, häufig in den Branchen Finanzdienstleistungen, Handel, Medien.