Das beste Investment ist das in sich selbst

Tijen Onaran

Wenn man das Wort Investment hört, denkt man sicherlich zuerst an Finanzthemen. Aber man kann in sehr viel mehr investieren als in Unternehmen, Zertifikate oder Immobilien. Investments in das eigene Netzwerk, die Gesundheit, in Wissen und Erfahrungen oder die Persönlichkeitsentwicklung zahlen sich am Ende vielleicht sogar mehr aus als jedes Wertpapier. Denn ein gutes Investment ist im Kern vor allem eines: eine gute Entscheidung. Und unsere Fähigkeit zu urteilen und zu bewerten hängt stark davon ab, wie gut wir in uns selbst investiert haben. Ein Gastbeitrag von Tijen Onaran.

Erschöpfung ist keine Entscheidungsgrundlage

Als ich mich selbstständig gemacht habe, musste ich auf die harte Tour lernen, was passiert, wenn man nicht in sich selbst investiert. Meine Arbeit hatte für mich oberste Priorität und hat mich dadurch verschlungen. Abends bin ich oft völlig erschöpft ins Bett gefallen und ich habe mich gefragt: Was habe ich heute eigentlich wirklich geschafft? Dabei habe ich etwas Entscheidendes vernachlässigt. Denn ich habe vergessen, wie wichtig es ist, sich auch um sich selbst zu kümmern. Ganz gleich, ob es Sport ist, sich mit Freund:innen zu treffen oder einfach nur an die Wand starren – Entspannung führt allemal zu besseren Entscheidungen als Erschöpfung.

Das beste Investment: Zeit nur für mich

Eine der wichtigsten Lektionen, die ich daraus gezogen habe, ist, dass ich mir seither aktiv Me-Time-Zeiten einplane. Beispielsweise mache ich so oft wie möglich morgens vor 10:00 Uhr keine Termine aus, sodass ich Zeit für mich habe. Meist nutze ich diese Zeit, um mit meinen Hunden raus zu gehen oder um Sport zu machen und dann fit für den Tag zu sein. Ganz egal, wie man diese Zeit verbringt: Me-Time ist wichtig, um den Kopf freizubekommen, die eigenen Gedanken zu sortieren und über das nachzudenken, was im Leben wirklich wichtig ist.

Erfolge bewusst machen und daraus lernen

Zudem habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, meinen persönlichen Erfolg der Woche zu notieren und dadurch bewusst zu machen. Mit einfachen Ritualen wie diesem ist es möglich, sich selbst besser kennenzulernen und zu verstehen, was am Ende des Tages zählt. Als Ergänzung habe ich mir vor kurzem auch das 6-Minuten-Tagebuch zugelegt, in dem ich mir selbst aufschreibe, wofür ich dankbar bin, was ich besser bzw. anders machen möchte oder was ich erreicht habe.

Selbsterkenntnis – eine weitere Lücke im Bildungssystem

Finanzielle Bildung mit echtem Lebensbezug ist eine der fahrlässigsten Lücken im Bildungssystem. Die wichtigsten Lektionen und ein wahres Verständnis für Unternehmertum und Investments wurden mir in der Schule nicht vermittelt. Und auch „weichere“, aber gerade in diesem Zusammenhang nicht weniger wichtige Themen wie Selbststärkung und Selbstfindung sollten meines Erachtens sehr viel stärker im Schulunterricht behandelt werden. Denn gerade in diesem Bereich werden die entscheidenden Eigenschaften und Fähigkeiten entwickelt, die jede:r früher oder später einmal braucht. Ganz besonders dann, wenn es um finanzielle Fragen und Investmententscheidungen geht. Dabei entspräche eine Würdigung dieser Thematik im Stundenplan zugleich schon der wichtigsten Lektion: Sich bewusst Zeit für sich selbst einzuplanen.

Tijen Onaran
Tijen Onaran

Tijen Onaran ist Unternehmerin, Moderatorin und Speakerin. Mit ihrer Initiative Global Digital Women engagiert sie sich für die Vernetzung und Sichtbarkeit von Frauen in der Digitalbranche. Im Dezember 2018 hat sie gemeinsam mit der ehemaligen stellv. Chefredakteurin der myself FemaleOneZero gegründet – eine internationale Content-Plattform. Zudem publiziert Tijen Onaran regelmäßig als Mitglied des Handelsblatt Expertenrates. Sie wurde in das Faculty Board für „Digital Leadership“ der Management School St. Gallen berufen. Sie wurde vom Magazin Capital zu Deutschlands Top 40 unter 40 gewählt sowie von XING zum Top Publisher 2018 ausgerufen.