Langfristig investieren – Geduld zahlt sich aus

Langfristig investieren

Wie langfristiges Investieren Risiken reduziert und wann der richtige Zeitpunkt ist, in werterhaltende Anlageformen umzuschichten.

Du gehst seit vier Wochen ins Fitnessstudio und obwohl Du regelmäßig trainierst, zeigt die Waage noch keine Fortschritte? Es braucht Geduld, Durchhaltevermögen und einen durchdachten Trainingsplan, um seine Ziele zu erreichen. Genau dasselbe gilt auch an der Börse. Ein langer Atem und eine clevere Anlagestrategie zahlen sich aus.

Anlagen am Kapitalmarkt, seien es Anleihen oder Rohstoffe, sind riskant, das heißt, ihr Wert kann stark schwanken. Mit dem richtigen Timing, wenn man also den günstigsten Einstiegspreis und den teuersten Verkaufskurs erwischt, lässt sich damit in kurzer Zeit viel Geld verdienen. So war es im Dezember 2017 beispielsweise möglich, mit Bitcoins den Anlagebetrag innerhalb von wenigen Tagen zu verdoppeln. Bei solch hochriskanten Anlagen kann die Wertentwicklung aber genauso schnell in die entgegengesetzte Richtung drehen – im schlimmsten Fall bis zum Totalverlust.

Geschichten über rasante Kursentwicklungen und existenzielle Verluste haben der Börse zu Unrecht ein Kasino-Image verpasst. Mit einer langfristig ausgerichteten Anlagestrategie – zehn Jahre und mehr – können Aktien auskömmliche Renditen erwirtschaften und gleichzeitig Verlustrisiken eindämmen. So ist die Streuung über die Zeit, neben der breiten Verteilung über verschiedene Anlageklassen, Branchen und Regionen einfach eine andere Form der Diversifikation.  „Je länger der Anlagehorizont ist, desto eher können zwischenzeitliche Kursrückgänge wieder ausgeglichen werden“, erklärt Peter Scholz, Professor für Banken und Finanzmärkte an der Hamburg School of Business Administration.

Ein Blick in die Vergangenheit bestätigt den Effekt. So hat das Deutsche Aktieninstitut die Entwicklung des Dax zwischen 1967 und 2015 analysiert und festgestellt, dass Verlustrisiken mit Aktieninvestments geringer wurden, je länger die Papiere im Depot lagen. Dafür wurden unterschiedlich lange Anlageperioden innerhalb dieses Zeitraums ausgewertet. Während Anleger bei einer sehr kurzen Haltedauer von einem Jahr in jedem dritten bis vierten Jahr einen Verlust hinnehmen mussten, stand bei nur zwei der 38 historischen Zehnjahresperioden ein Minus unter dem Strich. Wer seine Papiere mehr als zehn Jahre gehalten hatte, konnte das Verlustrisiko quasi vollständig eliminieren.

Hin und her, Taschen leer

Ein häufiger Fehler, neben dem, gar nicht an der Börse zu investieren, ist der, zu häufig zu handeln. Denn jede Transaktion kostet Gebühren und schmälert unter dem Strich den Gewinn Deines Portfolios.

Er reicht aus, einmal im Jahr zu prüfen, ob die Gewichtung noch stimmt. Denn auch ohne aktive Veränderungen im Depot kann es zu Wertschwankungen einzelner Positionen kommen. Durch ein sogenanntes Rebalancing kannst Du die ursprüngliche Gewichtung wiederherstellen. Haben Deine Aktien beispielsweise stark zugelegt, kannst Du sie anteilig verkaufen, während Du andere Positionen, die an Wert verloren haben, zukaufst.

Sparen mit Kostenvorteil

Neben einmaligen Investments können Aktien auch per Sparplan mit regelmäßigen Beträgen bespart werden. Auch hier hilft Dir ein langer Atem. Der sogenannte Durchschnittskosteneffekt – auch Cost-Average-Effekt genannt – sorgt dafür, dass bei höheren Kursen automatisch weniger und bei niedrigeren Kursen mehr Anteile erworben werden. Dadurch sinkt der durchschnittliche Einstiegspreis.

Bei langfristigen Sparzielen, insbesondere bei der Altersvorsorge, ist es wichtig, rechtzeitig an die Umschichtung in schwankungsärmere Anlagen zu denken. „Der über die Jahre aufgebaute Renditevorteil könnte sonst mit einem einzigen Kursrutsch verspielt sein“, erklärt Scholz. Etwa fünf Jahre vor dem Laufzeitende ist ein guter Zeitpunkt, das angesammelte Kapital schrittweise von Aktien in Anleihen zu übertragen. Die Umschichtung kann sich steuerlich auswirken, daher solltest Du Dein Vorhaben unbedingt mit Deinem Steuerberater oder Deiner Steuerberaterin besprechen.

Teure Garantieversprechen

Vorsicht vor Produkten mit eingebauten Garantieversprechen! Es werden unzählige Anlageprodukte angeboten, die beispielsweise eine Mindestrendite versprechen oder Verluste automatisch begrenzen. „Solche Garantien gibt es nie umsonst“, gibt der Finanzexperte zu bedenken. Nicht selten wird die Rendite von den hohen Gebühren aufgefressen.

Eine Anlagestrategie nach Deinem persönlichen Risikoprofil und eine Portion Durchhaltevermögen reichen aus, um erfolgreich am Kapitalmarkt zu investieren.

Stabile Entwicklung

Die Grafik zeigt die historische Verlustwahrscheinlichkeit (lila) und den Kapitalerhalt (grün) mit Aktien des Dax in Abhängigkeit von der Anlagedauer seit 1967. Je länger der Anlagezeitraum in der Vergangenheit war, desto geringer war die Verlustgefahr.*


Historische Anlagezeiträume in Jahren
Quelle: Deutsches Aktieninstitut (DAI), Daten: Deutsche Börse AG, Stehle/Huber/Maier (1996)

* Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für die zukünftige Wertentwicklung.