So geht das mit der Rente

Old woman sitting on the beach looking away at copyspace. Senior female sitting outdoors

Fast 40 Millionen Deutsche zahlen Monat für Monat in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Für viele ist das der wichtigste Baustein der Altersvorsorge. Doch ausreichen wird die gesetzliche Rente im Alter meist nicht. Wie die Rente funktioniert, wie sie berechnet wird und wie viel es gibt, liest Du im Beitrag von Jessica Schwarzer.

Dass die gesetzliche Rente alleine nicht reichen wird, um unseren gewohnten Lebensstandard im Alter zu sichern, ist den meisten von uns klar. Vielen droht sogar Altersarmut. Das liegt auch daran, dass die gesetzliche Rente oder genauer gesagt das Rentenniveau immer weiter sinkt. Doch wie viel gibt es überhaupt? Was können wir im Alter erwarten? Die erste Frage lässt sich recht einfach beantworten: Wer 45 Jahre lang im Bundesdurchschnitt verdient hat – im Jahr 2023 waren das 43.142 Euro brutto – bekommt aktuell eine Rente von 1.550 Euro brutto. Die zweite Frage lässt sich weniger konkret beantworten, denn es hängt von vielen Faktoren ab, wie viel wir erwarten können.

Der Generationenvertrag funktioniert immer weniger

Unser Rentensystem beruht auf einem Umlageverfahren – Stichwort: Generationenvertrag. Die aktuellen Beitragszahler:innen finanzieren die Rente der heutigen Ruheständler:innen. Deine Rente wird dann entsprechend durch die jüngeren Generationen finanziert. Das hat auch ziemlich lange ziemlich gut funktioniert. Doch wir bekommen immer weniger Kinder, werden gleichzeitig aber immer älter. Dieser demographische Wandel ist eine echte Herausforderung für die Rentenkasse, denn es gibt immer mehr Rentner:innen, aber immer weniger Beitragszahlende. Vor 50 Jahren haben noch vier Arbeitnehmer:innen eine:n Rentner:in „versorgt“, heute sind es nur noch 1,8. Und die Prognose sieht alles andere als rosig aus: Im Jahr 2030, wenn die geburtenstarken Jahrgänge, die sogenannten Babyboomer in den Ruhestand gehen, finanzieren Schätzungen zufolge nur noch 1,5 Beitragszahler:innen eine:n Rentner:in.

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Das Rentenniveau sinkt

Die Entwicklung der Rente ist an die Entwicklung der Löhne gekoppelt. Um die Beitragszahler:innen zu entlasten, fallen Rentenerhöhungen durch den „Nachhaltigkeitsfaktor“ aber niedriger aus als die Lohnentwicklung. Und deshalb sinkt seit Jahren das sogenannte Rentenniveau. Es sagt aus, wie viel ein:e Beitragszahler:in, der:die 45 Jahre lang in die Rentenkasse einbezahlt hat, an Rente bekommt – prozentual am Durchschnittseinkommen gemessen, und das jeweils vor Steuern.

Das derzeitige Rentenniveau von 48 Prozent soll bis 2025 stabil bleiben. Eine Standardrente nach 45 Beitragsjahren sollte also nicht unter 48 Prozent des dann gültigen Durchschnittsverdienstes sinken. Bis zum Jahr 2030 soll das Rentenniveau mindestens 43 Prozent betragen.

Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales 2021

Die Beiträge für die Rentenversicherung steigen

Das bedeutet aber wohl weiter steigende Beiträge. Als sozialversicherungspflichtige:r Arbeitnehmer:in zahlst Du derzeit 18,6 Prozent Deines Einkommens in die Rentenversicherung ein. Allerdings übernimmt Dein Arbeitgeber die Hälfte davon. Die alte Regierung aus CDU/CSU und SPD hat beschlossen, diesen Beitragssatz bis 2025 auf maximal 20 Prozent anzuheben, bis 2030 auf maximal 22 Prozent (Quelle: Bundesregierung). Das Ganze hat allerdings seine Grenzen. Herangezogen wird nur Dein Einkommen bis zur Beitragsbemessungsgrenze. Diese Grenze liegt seit Anfang 2024 bei 7.450 Euro (Ostdeutschland) beziehungsweise 7.550 Euro (Westdeutschland) (Quelle: Deutsche Rentenversicherung). Verdienst Du mehr, muss Du darüber hinaus keinen höheren Beitrag in die Rentenkasse zahlen.

Damit die Beiträge nicht immer weiter und weiter steigen, will die Ampel-Regierung eine „Aktienrente“ einführen. Ein Teil Deiner Rentenversicherungsbeiträge wird dann in einen Aktienfonds investiert. Das heißt aber leider (noch) nicht, dass Du via Aktienrente Vermögen für die Altersvorsorge aufbaust. Erstmal geht es darum, durch Renditechancen auf dem Kapitalmarkt das Rentensystem zu entlasten; eben damit die Beiträge nicht immer weiter steigen müssen.

Die gesetzliche Rente wird nicht reichen

Doch wie viel kommt am Ende raus? Wie schon erwähnt, werden im Umlageverfahren eingezahlte Beiträge gleich wieder an die aktuellen Rentner:innen ausgezahlt. Aber Du erwirbst auch eigene Ansprüche, nämlich die Entgeltpunkte. Diese ergeben sich aus der Höhe Deines Einkommens.

Einen Entgeltpunkt sammelst Du, wenn Du im jeweiligen Jahr genau so viel verdienst wie die Deutschen im Durchschnitt. Für 2024 liegt dieses Durchschnittseinkommen bei 45.358 Euro brutto. Verdienst Du die Hälfte, gibt es einen halben Punkt. Verdienst Du das Doppelte, gibt es zwei. Diese Entgeltpunkte werden einem Geldwert zugeordnet, dem Rentenwert. Seit Juli 2023 bringt ein Punkt 37,60 Euro (Quelle: Deutsche Rentenversicherung). Die Rentenversicherung rechnet dann zum Renteneintritt die Entgeltpunkte mit einer Formel in eine Rente um.

Monatliche Rentenhöhe = Entgeltpunkte x Zugangsfaktor x aktueller Rentenwert x Rentenartfaktor

Das ist die offizielle Formel, zugegeben recht unverständlich, schwer nachzuvollziehen. Zugangsfaktor? Rentenartfaktor? Totale Verwirrung? Die komplizierten Details dazu gibt es bei der Rentenversicherung. Ein paar Beispiele: Wenn Du früher in Rente gehst als die Regelaltersgrenze es vorsieht, gibt es Abschläge. Pflegst Du Angehörige, gibt es Extrapunkte. Außerdem kannst Du Sonderzahlungen leisten. Das Ganze ist wahnsinnig kompliziert. Und reich macht Dich die gesetzliche Rente sicher nicht. Ein Gefühl dafür, was am Ende rauskommen könnte, gibt Dir ein Rechner auf der Seite der Deutschen Rentenversicherung und natürlich auch Deine Renteninformation.

Dieses recht sperrig formulierte Teil flattert Dir einmal jährlich ins Haus, wenn Du mindestens 27 Jahre alt bist und die Mindestversicherungszeit von fünf Jahren erfüllst. Die Deutsche Rentenversicherung berechnet für verschiedene Szenarien die Höhe der Rentenzahlung. Vor allem in Deinen ersten Berufsjahren ist das aber wenig aussagefähig. Wer weiß schon, was er oder sie in zehn, 20 oder 30 Jahren verdient (und damit auch einzahlt)? Aber es ist ein Näherungswert. Eins sollte Dir klar sein:

Die gesetzliche Rente wird nicht reichen, Du musst privat vorsorgen, um Deinen Lebensstandard im Alter zu halten.

Doch wo und wie fängt man damit an?

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Jessica Schwarzer

Jessica Schwarzer ist Autorin für das finanz-heldinnen Magazin und eine der renommiertesten Finanzjournalistinnen Deutschlands. Ihre Leidenschaft für die Börse hat die gebürtige Düsseldorferin zum Beruf gemacht. Die langjährige Chefkorrespondentin und Börsenexpertin des Handelsblatts (2008 bis 2018) arbeitet heute selbstständig als Journalistin und Moderatorin. Sie hat mehrere Bücher über die Psychologie von Anleger:innen und Investmentstrategien geschrieben. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit, für die sie sich auch mit Vorträgen und Seminaren stark macht. Darüber hinaus schreibt sie eine wöchentliche Kolumne bei onvista.de, einem der meistbesuchten Finanzportale in Deutschland.