Schuldenfalle „Buy now, pay later?“

Frau sitzt auf dem Boden, vor ihr ausgebreitet liegen mehrere Pakete, sie ist dem vor ihr stehenden Laptop zugewandt.
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Heute online kaufen, morgen geliefert und in 30 Tagen erst zahlen. Alltag für viele Deutsche. Worauf bei „Buy now, pay later“-Angeboten zu achten ist, was Vor- und Nachteile sind und welche Auswirkungen sie auf die Schufa haben, erklärt Helena Klinger im Interview.

Was sollte ich bei Buy now, pay later-Angeboten wissen?

Helena: Buy now, pay later-Angebote (BNPL) sind im Grunde keine neue Finanzierungsform. Auch in der Vergangenheit boten Händler an, den Kaufpreis bis zu einem späteren Zeitpunkt zu stunden oder diesen durch Raten zu begleichen. Meist war das aber nur für höhere Summen möglich. Bei BNPL-Angeboten hingegen können vor allem geringere Beträge in Raten oder „auf Rechnung“ abbezahlt werden. Das Neuartige an BNPL-Finanzierungen ist zudem, dass Dritte Zahlungsdienstleister (z.B. Klarna oder Paypal) zwischengeschaltet werden. Diese treten gegenüber dem Händler zunächst in Vorleistung, begleichen für die Verbraucher:innen den Preis und erhalten im Gegenzug dafür die Forderungen des Händlers übertragen. Damit haben Verbraucher:innen nun einen neuen Ansprechpartner, wenn es um die Begleichung der Forderung geht.

Welche Vor- und Nachteile kann eine BNPL-Finanzierung haben?

Es ist wichtig, neben einigen Vorteilen auch mögliche Nachteile zu kennen.

Vorteile Buy now, pay later

  • Der Kauf über eine BNPL-Finanzierung hat den Vorteil, dass die Ware schnell versendet wird und die meisten Zahlungsdienstleister verschiedene Rückzahlungsformen ermöglichen, z.B. Zahlung auf Rechnung in 30 bzw. 60 Tagen oder auch in drei, sechs bzw. 12 oder 24 Monaten.
  • Teils kann man auch, je nach Zahlungsdienstleister, im Nachhinein noch von dem einen zu einem anderen Zahlungsmodell wechseln.
  • Zugleich ermöglichen einige Zahlungsanbieter, verschiedene Summen aus BNPL-Finanzierungen zu bündeln und monatlich einheitlich vom Girokonto oder der Kreditkarte abzurechnen.

Nachteile Buy now, pay later

  • So einfach wie die BNPL-Finanzierung auf Knopfdruck im Internet möglich ist, so verlockend ist eine übermäßige Nutzung, die zu einem Überschuldungsrisiko führen kann.
  • Regelmäßig findet bei BNPL-Finanzierungen im Vorfeld eine Kreditwürdigkeitsprüfung statt, um den Kreditnehmer bzw. die Kreditnehmerin vor einer Überschuldung zu schützen. Doch zum Beispiel sind Beträge unterhalb von 200 Euro davon bislang nicht betroffen.
  • Dies kann sich für die Zukunft ändern, da für BNPL-Finanzierungen auf europäischer Ebene eine Regulierung angedacht ist und die künftige Rechtslage den Markt beeinflusst.

Und wie schaut es mit den Kosten aus?

Derzeit variieren die mit BNPL-Finanzierungen verbundenen Kosten sehr und sind teils recht hoch. Die verschiedenen Zahlungsvarianten, deren Kosten und auch der Fakt, dass ein Zahlungsdienstleister die Forderungseinziehung betreibt, sind zudem für Verbraucher:innen oft nicht auf Anhieb ersichtlich. Dies gilt insbesondere auch für deren AGBs, die im Internet vielfach nur unzureichend veröffentlicht sind.

Wichtig ist hier im Rahmen des Bestellprozesses auf die Konditionen des Angebots zu achten. Ist das Angebot tatsächlich unentgeltlich, wird der Zins nur befristet angeboten und wie verhält es sich, wenn man ungeplant eine weitere Rate aussetzen muss? Teils können die Zinsen bis zu 15 Prozent betragen. Zudem können durch das Drei-Personen-Verhältnis, also Verbraucher:in, Händler und Zahlungsdienstleister, Kommunikationshindernisse entstehen. Beispielsweise kommt es vereinzelt dazu, dass trotz Lieferschwierigkeiten des Händlers oder Retouren der Kund:innen dennoch die Summe in voller Höhe vom Zahlungsdienstleister verlangt wird.

Was ist nun die Schufa und welche Daten speichert sie?

Die „Schutzgemeinschaft für allgemeine Sicherung“ (SCHUFA) wird von Unternehmen genutzt, um die Bonität von potenziellen Vertragspartnern zu bewerten.

Unternehmen können bei der Schufa anfragen, wie das Zahl- und Kaufverhalten des Kunden oder der Kundin in der Vergangenheit war und darauf basierend den von der Schufa ermittelten Score erhalten, welcher eine Prognose über die Bonität der Person beinhaltet. Der Scorewert reicht von 0 bis 100. Je höher der Wert ist, desto höher ist die Bonität der Person.

Zur Ermittlung der Bonität nutzt die Schufa unterschiedliche Datensätze zu einer Person. Die Schufa speichert zum einen allgemeine Daten über die jeweilige Person (Vorname, Name, Geburtstag, Geburtsort, Anschrift). Zum anderen speichert sie Daten, die von ihren Vertragspartnern gemeldet werden. Zu den Vertragspartnern gehören Banken, aber auch Unternehmen, die Waren und Dienstleistungen vorausleistend liefern und erst im Nachgang hierfür die Vergütung erhalten. Beispielsweise Unternehmen aus dem Einzel- und Versandhandel, Telekommunikationsunternehmen, Versicherungen, Gas-/ Wasser- und Stromversorgungsbetriebe sowie Unternehmen der Wohnungswirtschaft. Darüber hinaus arbeiten auch Inkassounternehmen mit der Schufa zusammen.

Daten, die über eine:n Verbraucher:in an die Schufa weitergeleitet und gespeichert werden, können deshalb sehr unterschiedlich sein. Sie betreffen jeweils die Aufnahme sowie die weitere Abwicklung der Geschäftsbeziehung des Verbrauchers oder der Verbraucherin zum Vertragspartner.

Welche Daten spielen hier eine Rolle?

Beispielsweise Kreditanfragen, Kreditbewilligungen, Höhe des jeweiligen Kredits und Fälligkeit der Rückzahlung oder die Eröffnung eines Girokontos oder der Beginn eines Handyvertrages werden hier relevant. Darüber hinaus speichert die Schufa Daten zum Vertragsablauf, beispielsweise einer ordnungsgemäßen Rückzahlung. Neben diesen genannten positiven Informationen speichert die Schufa aber auch Negativmeldungen, beispielsweise bei einer Kündigung infolge Zahlungsrückstands oder eines Insolvenzverfahrens.

Wichtig ist, dass weder Daten über die aktuelle Lebenssituation noch berufliche Lage gespeichert werden. Auch das Einkommen, Daten über die ethnische Herkunft, religiöse Überzeugung oder Gesundheit einer Person werden nicht erhoben und fließen nicht in die Berechnung des Bonitäts-Scores ein.

Wie kann ich meine Daten einsehen und löschen lassen?

Verbraucher:innen können eine kostenlose Datenauskunft nach § 34 Bundesdatenschutzgesetz einmal jährlich anfordern. Diese weist alle Informationen aus, die bei der Schufa über eine Person gespeichert werden und man erfährt, woher sie stammen und an wen sie weitergeleitet wurden.

Darüber hinaus bietet die Schufa weitere Bonitätsauskünfte an, die allerdings mit unterschiedlichen Kosten verbunden sind. Sollte man auf Basis der gespeicherten Daten feststellen, dass diese unzutreffend oder unvollständig sind, kann man eine Korrektur verlangen. Beispielsweise wenn eine Forderung bei der Schufa noch als „offen“ ausgewiesen wird, diese aber bereits beglichen wurde. Den Wunsch nach einer Korrektur sollte man schriftlich formulieren und entsprechende Nachweise der Schufa in Kopie beifügen.

Darüber hinaus gelten für alle Daten jeweils Löschfristen. Beispielsweise wird ein Kredit bis zu seiner Rückzahlung und dann nochmals drei Jahre darüber hinaus gespeichert und im Anschluss aus dem Datensatz entfernt.

Beeinflussen Buy now, pay later Angebote meine Schufa? Wenn ja, inwiefern?

Wie sich der Schufa-Score zusammensetzt und welche Kriterien ihn beeinflussen, wird vom Bundesgerichtshof als Geschäftsgeheimnis gewertet. Dadurch kann man nur erahnen bzw. auf die Angaben der Schufa verweisen, um konkret beeinflussende Merkmale herauszukristallisieren.

Grundsätzlich gilt für einen Kredit und BNPL-Finanzierungen, dass deren Anfrage wie auch Inanspruchnahme zunächst einen negativen Einfluss auf den Score besitzen. Vor allem eine Vielzahl von solchen Finanzierungen wirkt sich negativ auf den Score aus. Gleiches gilt, wenn die Finanzierung beispielsweise infolge Zahlungsrückstands und Kündigung nicht vertragsgemäß endete. Umgekehrt weisen zurückgezahlte und somit erledigte Finanzierungen den Kunden bzw. die Kundin als besonders kreditwürdig aus und haben einen positiven Einfluss auf den Score.

Welche Konditionen sollte ich unter die Lupe nehmen, wenn ich einen Verbraucherkredit aufnehme?

In der Werbung werden meist Zinssätze „ab … Prozent“ genannt, die für den individuellen Kreditvertrag und das individuelle Bonitätsrisiko der Person deutlich abweichen können. Deshalb sollten Verbraucher:innen stets mehrere Angebote einholen, um aus den Angeboten mit individuellen Konditionen eine Auswahl zu treffen.

Bei einem Vergleich der Angebote ist stets der effektive Jahreszins entscheidend, den die Banken verpflichtet sind, mitzuteilen. Dieser beinhaltet fast alle Kosten bezogen auf die Laufzeit. Weniger aussagekräftig ist hingegen die monatliche Rate, weil ein geringerer monatlicher Betrag mit einer längeren Laufzeit und damit wiederum höheren Kosten verbunden sein kann. Um eine Vergleichbarkeit zu erleichtern, sollten man daher Angebote mit gleichen Laufzeiten einholen.

Wichtig neben dem effektiven Jahreszins sind aber auch Sonderkosten, die zu Buche schlagen können. Beispielsweise die Kosten für eine freiwillig abgeschlossene Restschuldversicherung oder auch Gebühren für eine Kreditvermittlung.

Wann kann ein Verbraucherkredit sinnvoll sein?

Bevor ein Kredit aufgenommen wird, sollte man sich zunächst die Frage stellen, ob man den Verwendungszweck nicht auch durch ein längeres Ansparen ermöglichen kann. Denn die Kreditaufnahme ist stets teurer, als das benötigte Geld anzusparen. Hat man hingegen einen dringenden und wichtigen Finanzbedarf oder möchte beispielsweise seine Weiterbildungskosten finanzieren und damit die Einkommenssituation verbessern, sind für den Kredit die eigenen Zahlungsfähigkeiten zu klären. Man sollte ehrlich zu sich selbst sein, welcher monatliche Betrag vom Einkommen abzüglich der regelmäßigen Ausgaben verbleibt und davon für eine Kreditrate aufgebracht werden kann. Stets sollte ein Finanzpuffer verbleiben, der beispielsweise bei längerer Krankheit ein reduziertes Einkommen oder auch eine unvorhergesehene Betriebskostennachzahlung ausgleicht. Auch die Möglichkeit eine monatliche Sparrate aufzubringen, beispielsweise für die Altersvorsorge, ist zu berücksichtigen.

Zudem ist zu unterscheiden, ob es sich um einen langfristigen oder kurzfristigen Finanzbedarf handelt. Kann ich innerhalb der nächsten drei Monate den Kreditbetrag zurückzahlen, kann auch eine verhältnismäßig teure, aber dafür unbürokratische Nutzung des Dispokredits sinnvoll sein. Bei einem größeren bzw. länger andauernden Finanzbedarf sollte hingegen eine günstigere Kreditform, wie der Ratenkredit gewählt werden.

Worauf bei Vergleichsportalen achten?

Um sich einen ersten Überblick über den Kreditmarkt zu verschaffen, sind Vergleichsportale durchaus hilfreich. Allerdings sollte man sich aus verschiedenen Gründen nicht allein auf deren Ergebnisse verlassen, denn bei Vergleichsportalen sind nicht immer alle Anbieter und Produkte gelistet. Es kann passendere und günstigere Angebote auf dem sonstigen Kreditmarkt geben, insbesondere wenn man sich direkt an die Finanzdienstleister wendet. Zudem beeinflussen teils Provisionen die Suchergebnisse und wer weit oben im Ranking erscheint, dies ist wiederum nicht immer hinreichend transparent. Letztlich hängt es zudem von der Eingabemaske und den eingestellten Suchfiltern ab, welche Ergebnisse ermittelt werden. Den eigenen Kreditbedarf zu ermitteln und eine dafür passende Kreditart zu finden, beispielsweise weil man mehrere Kredite zu einem größeren Kredit umschulden möchte, erfordert hingegen individuelle Beratung und besondere Expertise. Hier stehen auch die Verbraucherzentralen hilfreich zur Seite. Dort findet man fachkompetente und neutrale Beratungsangebote.

Danke für das Interview!

Helena Klinger
Helena Klinger

Über Dr. Helena Klinger

Helena Klinger ist Justiziarin und wissenschaftliche Referentin am Institut für Finanzdienstleistungen (iff) und der Universität Hamburg.