Warum die Emerging Markets ins Depot gehören

Mini-Globus in zwei Händen gehalten

Die aufstrebenden Schwellenländer haben an der Börse in jüngster Vergangenheit enttäuscht. Warum Du sie dennoch nicht ignorieren solltest, in welchen Märkten vielleicht noch Potenziale schlummern und wie Börsenexpertin Jessica Schwarzer ihre Entwicklung einschätzt, erfährst Du in diesem Magazin-Beitrag.

Wer weltweit in Aktien anlegt, kommt an den Börsen der aufstrebenden Schwellenländer nicht vorbei. Sie gehören ins Depot, hieß und heißt es immer wieder. So weit, so gut. Doch der Blick auf den Schwellenländer-Index MSCI Emerging Markets oder eben in Dein Depot, falls Du auf einen entsprechenden börsengehandelten Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETF) gesetzt haben solltest, fällt eher ernüchternd aus. Der Kurschart erinnerte in den vergangenen Jahren eher an absteigende denn an aufstrebende Länder, wenn wir ehrlich sind. Der Index lief nicht besonders gut, teilweise sogar richtig schlecht.

Auch wenn es im Superbörsenjahr 2024 wieder aufwärts ging: Die Bilanz ist nicht gut. In den vergangenen drei Jahren ging es durchschnittlich um etwa anderthalb Prozent pro Jahr abwärts. Auf Sicht von fünf oder zehn Jahren ging es zwar immerhin aufwärts, aber eben auch nur um durchschnittlich vier beziehungsweise acht Prozent. „Nur“, weil der MSCI World deutlich besser abschnitt. In den vergangenen drei Jahren ging es gut sechs Prozent pro Jahr aufwärts. In den vergangenen fünf Jahren waren es sogar zwölf Prozent und auf Sicht von zehn Jahren acht Prozent jeweils durchschnittlich pro Jahr (Quelle: MSCI; Stand: 31. Oktober 2024).

China belastet Schwellenländer-Fonds

Der Schwellenländer-Index und die entsprechenden ETFs hinken deutlich hinterher. Und auch viele aktiv gemanagte Fonds auf Aktien aus den Schwellenländern liefen nicht so gut. Das lag vor allem an den Aktien aus einem Land: China. Die Volksrepublik ist nämlich ein Schwellenland, so klassifiziert es der Indexanbieter Morgan Stanley Capital International (MSCI). Und an Chinas Börsen lief es nach der Corona-Krise ziemlich schlecht.

Das hat auch den MSCI Emerging Markets belastet. Der Index wird wie die meisten anderen auch nach Marktgewichtung zusammengestellt. Die wertvollsten Unternehmen haben den größten Anteil. Da viele von ihnen aus China kamen, hatte das Land noch vor zwei Jahren einen Anteil von 40 Prozent am Index. Nach dem Kursrutsch der vergangenen Jahre sind es nur noch gut 27 Prozent. Das ist aber immer noch viel. Deshalb belasten Chinas Börsen die Performance des MSCI Emerging Markets noch immer; auch wenn sich die Aktienkurse nach der Ankündigung üppiger Konjunkturprogramme langsam erholen. Insgesamt sind übrigens gut 1.400 Aktien aus 24 Ländern im Schwellenländer-Index gelistet.

Im Index-Special findest Du eine Reihe an beliebten Indexwelten für ETF-Anleger:innen – darunter auch einen Beitrag zu Asien-Indizes.

Indiens Aktienmarkt läuft richtig gut

Eines dieser Länder ist Indien. Das Land ist im Schwellenländer-Index knapp 20 Prozent gewichtet. Und dort lief es in jüngster Vergangenheit ziemlich beeindruckend wirtschaftlich und an der Börse. Indien ist ein Beispiel von vielen Ländern, die immer wieder mit hohem Wirtschaftswachstum punkten und in denen es an den Aktienmärkten richtig gut läuft. Es sind eben aufstrebende Schwellenländer, Länder auf dem Weg zur Industrienation. Die Chancen sind hoch, die Risiken aber auch. Denn es gibt auch immer wieder Rückschläge. Schwellenländer sind anfälliger für Wirtschaftskrisen, aber auch Korruption. Auch die Zinswende in den USA und in Europa hat belastet. Viel Geld floss zurück in die Industrienationen.

Als Anleger:in musst Du Dir überlegen, ob Du die Chancen wahrnehmen willst und die Risiken bewusst eingehst. Dabei geht es auch um Deine persönliche Einstellung zu China. Es gibt viele Gründe, warum Du nicht in China investieren möchtest politische, wirtschaftliche oder gesellschaftliche und natürlich auch die schlechte Kursentwicklung. Wenn Du trotzdem nicht auf ein Investment in den Schwellenländern verzichten willst, dann gibt es auch ETFs auf dem MSCI Emerging Markets ex China. Die liefen wenig überraschend zuletzt besser als die klassische Variante.

Ob das aber langfristig die bessere Wahl wäre? China ist immerhin zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Expert:innen prognostizieren sogar, dass China die USA in einigen Jahren an der Spitze ablösen dürfte. Noch immer wächst Chinas Wirtschaft um gut fünf Prozent. Auch langfristig ist der Trend intakt. Viele Anlageexpert:innen warnen deshalb, China aus dem Depot zu schmeißen.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Schwellenländer-Aktien gehören in jedes globale Depot, liefen zuletzt aber nicht gut. 
  • Vor allem die schlechte Entwicklung an Chinas Börsen belastete den Schwellenländer-Index MSCI Emerging Markets.
  • China ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, aber noch immer ein Schwellenland. Ob Du investiert sein möchtest oder nicht, ist eine individuelle Entscheidung.
  • Es gibt Alternativen zum MSCI Emerging Markets, beispielsweise die Variante ex China. Oder aktive Fonds, die China geringer gewichten.
Jessica Schwarzer
Jessica Schwarzer

Jessica Schwarzer ist Autorin für das finanz-heldinnen Magazin und eine der renommiertesten Finanzjournalistinnen Deutschlands. Ihre Leidenschaft für die Börse hat die gebürtige Düsseldorferin zum Beruf gemacht. Die langjährige Chefkorrespondentin und Börsenexpertin des Handelsblatts (2008 bis 2018) arbeitet heute selbstständig als Journalistin und Moderatorin. Sie hat mehrere Bücher über die Psychologie von Anleger:innen und Investmentstrategien geschrieben. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit, für die sie sich auch mit Vorträgen und Seminaren stark macht. Darüber hinaus schreibt sie eine wöchentliche Kolumne bei onvista.de, einem der meistbesuchten Finanzportale in Deutschland.