Finanzieller Wohlstand hängt nicht nur von der Finanzstrategie ab, sondern vom Money Mindset. Wird das Persönlichkeitsmodell mit dem Finanzthema verbunden, ergeben sich spannende Erkenntnisse. Ein Gastbeitrag von Romina Kraft.

Das Enneagramm als Persönlichkeitsmodell wird bereits seit rund 2.000 Jahren verwendet und geht nach der Lehrmeinung auf die östliche Weisheitslehre von Wüstenvätern zurück. Seine grafisch ansprechende Form erhielt es in den 1960er Jahren durch den Philosophen Oscar Ichazo.
Schauen wir uns Finanzratgeber an, ist die Wohlstands-Formel trivial: Einnahmen rauf, Ausgaben runter, die Differenz so anlegen, dass das Geld für dich arbeitet. Fertig. Es gibt unglaublich viele Informationen, wie man vorgehen kann: 3-Konten-Modell, langfristig in risikoreichere Assets investieren, vielleicht ein wenig NFTs und Krypto und wenn schon eine gute Basis da ist, geht es mit Immobilien weiter. Es wird viel in Bezug auf das „Wie“ ausprobiert, aber wirklich nachhaltig seine Einstellung in Bezug auf Finanzen, also das Money Mindset, zu ändern, ist nicht so einfach.
Wäre die sinnvolle Frage vorher nicht „Warum?“? Wohlstand ist eben auch eine Frage des Charakters. Anhand des Persönlichkeitsmodells Enneagramm schauen wir uns neun Typen an, um zu verstehen, wie diese „ticken“.
Die Perfektionistin „Mache ich das Richtige richtig?“
Die Perfektionistin tut sich schwer damit, eine Entscheidung zu treffen. Sie möchte am liebsten gar keine Fehler machen, wodurch sich das Abwägen von pro und contra schonmal etwas länger hinziehen kann. Gerade bei langfristigen Investitionen tut sie sich schwer, da werden im Kopf gerne diverse Szenarien durchgespielt.
Tipps für die Perfektionistin:
- Lerne, mit Fehlern umzugehen. Denke an die Liedzeile „…ich geh nicht zurück, ich nehm‘ nur Anlauf“
- Versuch nicht alles zu kontrollieren – andere wollen auch ihre Erfahrungen machen
- Lerne, auch auf Deine Intuition zu hören. Meditationen können ein toller Anfang hierfür sein
Die Helferin „Warte, ich helfe dir.“
Die Helferin gibt ihr Geld gerne für andere aus. Schon bevor der andere weiß, dass er etwas benötigt, hat die Helferin es schon besorgt und vorbeigebracht. Es macht ja gar keine Mühe. Sie versteht sich als selbstlose Unterstützerin, jedoch sucht sie tief in ihrem Inneren die Liebe und Anerkennung der anderen für ihren Dienst.
Drei Tipps für die Helferin:
- Mach Dir bewusst, dass man echte Liebe und Zuneigung nicht kaufen kann
- Versuche Spontankäufe zu vermeiden – ein Einkaufszettel kann hier helfen
- Nimm keine Konsumkredite auf und zahle Deinen Dispo-Kredit zurück
Die Macherin „Ich definiere mich über meinen Erfolg.“
Die Macherin definiert sich über ihren Erfolg und oft auch über den finanziellen Wohlstand. Sie kann sehr fokussiert sein, ihre Ziele zu erreichen und ist dadurch entsprechend erfolgreich. Sie hat viel Energie und steckt andere damit an. Sie ist mitreißend und charismatisch. Geld, Feedback anderer und Statussymbole sind ihr wichtig, da sie Ausdruck ihres eigenen Wertes ist.
Drei Anregungen für die Macherin:
- Behalte die Ausgaben im Blick. Ein Haushaltsbuch ist hier eine super Unterstützung
- Notiere die Antwort zu folgender Frage „Wer bin ich ohne meinen Erfolg?“
- Übe Dich darin, Zeit nur mit Dir allein zu verbringen. Gehe bspw. jeden Tag 15 Minuten allein (und ohne Handy) spazieren.
Die Individualistin „Bei mir ist alles anders.“
Bei der Individualistin ist alles ganz besonders – schlimm, gut, dramatisch etc.. Sie sticht schon hervor, sei es durch auffällige Kleidung oder Make-Up oder einen exzentrischen Lebensstil. Sie ist sehr gefühlsstark und neigt bei Entscheidungen dazu, komplett auf ihre Intuition zu hören. Sie hat oft viele Talente und es fällt ihr eher leicht, Geld zu verdienen. Geld bei sich zu behalten, ist schon schwieriger.
Drei Tipps für die Individualistin:
- Finanzielle Entscheidungen von der aktuellen Gefühlslage entkoppeln. Ein Einkaufszettel kann hier helfen
- Lerne, Geld nicht auszugeben. Lege z.B. 500 Euro in ein extra Fach Deines Portemonnaies. Und lass es dort
- Übe Dich in Routinen und erfahre, wie sie Dir Sicherheit geben können. Eine feste Sparquote könnte ein Anfang sein
Die Denkerin „Ich brauch ja nicht viel.“
Die Denkerin misst Geld per se keinen großen Wert zu – abgesehen von der Kaufkraft. Sie betrachtet das ganze Finanzthema eher nüchtern und möchte erstmal alles verstehen, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Die Denkerin kommt mit wenig gut zurecht und hat für das, was sie benötigt, vorgesorgt. Dennoch plagt sie ständig das Mangelgefühl, dass die Ressourcen (Zeit, Geld, Liebe, …) nicht ausreichen.
Drei Anregungen für die Denkerin:
- Möchtest Du mehr Einnahmen? Schau Dir Deine Talente genau an
- Verdienst Du, was Du verdienst? Wann wurdest Du das letzte Mal befördert?
- Notiere, wann Du das Gefühl hast, genug zu haben
Die Skeptikerin „Das hört sich gut an, ABER…“
Die Skeptikerin sieht die Probleme, die auf sie und alle anderen zukommen (könnten). Sie tut sich schwer mit Entscheidungen aus Sorge, es könnte etwas Schreckliches passieren. Ganz typisch sind die „Ja, aber“-Sätze. Ihr größtes Bedürfnis ist die Sicherheit.
Tipps für die Skeptikerin:
- Schreibe ein Erfolgsjournal mit drei Dingen, die am Tag gut gelaufen sind (ohne „Aber“)
- Morgens beim Blick in den Spiegel sag Dir „Heute wird ein guter Tag.“
- Es gibt keine 100%ige Sicherheit – auch nicht bei Finanzen. Hab etwas Mut und Vertrauen
Die Optimistin „Alles im Leben ist für Dich.“
Die Optimistin genießt jeden Tag und ist mit den Gedanken meist schon beim Planen der kommenden großartigen Dinge. Andere lieben sie für ihre Ausstrahlung und gute Laune. Sie braucht aber auch Geld, um sich das Leben schön machen zu können und die Möglichkeit zu haben, ihre Träume zu verwirklichen.
Drei Anregungen für die Optimistin:
- Lege Dir einen Zettel ins Portemonnaie „Brauche ich das wirklich?“ (Brauchen ist nicht gleich möchten)
- Schau bloß kein Verkaufsfernsehen oder Werbung
- Lerne loszulassen: verkaufe oder verschenke einen Anteil Deiner Sachen
Die Chefin „Zeit ist Geld.“
Die Chefin möchte selbstbestimmt und unabhängig durchs Leben gehen. Sie scheut sich, zu viel Nähe zuzulassen aus Sorge, verraten zu werden. In Bezug auf ihre Finanzen bedeutet dies, dass sie alles eher skeptisch betrachtet, aber gleichzeitig mutig ist, wenn sich eine gute Gelegenheit bietet. Dieser Typ lebt sehr intensiv und neigt eher zu Maßlosigkeit, was dazu führt, dass auch im Finanziellen immer wieder riskante Entscheidungen getroffen werden.
Drei Tipps für den Boss:
- Andere mit einbeziehen – sie können auch gute Ideen haben
- Reichtum nicht auf Kosten anderer vermehren
- Reichtum ist nicht alles – wie steht es um Deine Gesundheit?
Die Vermittlerin „Geld ist kein wesentlicher Motivator in meinem Leben.“
Die Vermittlerin ist ein Ruhepol und grundsätzlich mit ihrem Leben zufrieden. Dadurch ist sie natürlich weniger zur Veränderung angetrieben. Es läuft ja irgendwie. Prokrastination könnte von diesem Charaktertyp „erfunden“ worden sein. Geld ist ihr nicht wirklich wichtig, sich damit zu beschäftigen, stört eher den inneren Frieden. Problematisch wird es, wenn nicht genug Geld da ist, um ein entspanntes Leben zu führen.
Drei Tipps für die Vermittlerin:
- Erledige Finanzthemen sofort (Rechnungen bezahlen, Ordner für die Steuererklärung bereits zum Jahresbeginn anlegen etc.)
- Keine Verträge abschließen, um anderen zu gefallen oder dann wieder die Ruhe zu haben
- Übe Dich darin, Deine Meinung zu äußern, z.B. „Ich finde…“, „Meiner Meinung nach…“
Mehr zum Thema Enneagramme in Bezug auf Finanzen findest Du in Rominas Buch „Finanzielle Unabhängigkeit – wie jeder Persönlichkeitstyp finanzielle Freiheit erreichen kann.“
Über Romina Kraft

Romina ist passionierte Entwicklerin rund um die Themen Mindset, Werte und Einstellungen sowie insbesondere den Bezug zu Finanzen. Als Volkswirtin mit über 20 Jahren Berufserfahrung in einer Großbank und als zertifizierter Coach bringt sie als Money Mindset-Coach ihre beiden großen Interessen zusammen. Was sie überhaupt nicht mag: „0-8-15“-Ratschläge. Was sie gut findet: Mut machen, die ersten Schritte bei Finanzen zu gehen.