Merle Meier-Holsten arbeitet als Head of Marketing Central Europe für Visa und ist dadurch in die vielseitigen Facetten der Finanzszene eingebunden. Im Interview gibt sie einen Einblick in ihre Laufbahn und ihre Motivation, sich mit dem Thema Finanzen zu beschäftigen – sowohl beruflich als auch privat.
Anzeige: Dieses Interview ist im Rahmen einer Kooperation mit Visa entstanden.
finanz-heldinnen: Du bist Head of Marketing Central Europe bei Visa – wie hast Du Deinen Weg in die Finanzbranche gefunden?
Merle Meier-Holsten: Vor Visa war 18 Jahre lang Schokolade mein Thema: Zuletzt war ich Associate Brand Director Equity & Innovations bei Mondelēz International, was den meisten dank Milka ein Begriff sein dürfte. Angetrieben hat mich dann die Lust auf Neues und der Drang danach, die viel zitierte Komfortzone zu verlassen. Viele Marketing-Menschen können sich ja nicht mehr vorstellen, 18 Jahre in einem Unternehmen zu arbeiten. Auch bei mir kam irgendwann der Wunsch nach einem beruflichen Wechsel auf. Und da dachte ich mir: Wenn schon wechseln, dann richtig! Das hat mit Mondelez gar nichts zu tun, das ist ein toller Konzern mit tollen Möglichkeiten für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Genau wie Visa.
Was war in Deiner Laufbahn die bisher spannendste oder herausforderndste Aufgabe?
Die wohl spannendste, aber gleichzeitig auch die herausforderndste Aufgabe war mein Umzug nach Singapur. Dort war ich für Mondelēz International als Associate Brand Director Equity & Innovations für die Regionen Asien, Pazifik, Mittlerer Osten und Afrika verantwortlich. Ich musste mich in einer völlig neuen Kultur zurechtfinden, und dass zunächst auch ohne Freunde und Familie. Und natürlich war der Wechsel von der Schokolade zu Payment-Themen nach 18 Jahren ebenfalls eine große Herausforderung – aber auch mit ein Grund, warum mich das so gereizt hat. In meinem Job bei Visa stelle ich mich heute jeden Tag der Challenge, die Vorteile der mobilen und kontaktlosen Zahlung wirklich jedem näherzubringen. Eine Aufgabe, die mir unglaublich Spaß macht.
Der Finanzbranche und auch Finanzen an sich wird häufig noch nachgesagt, dass es ein Männerthema ist. Wie empfindest Du das?
Zum einen ist es sicher so, dass Frauen in den vergangenen Jahrzehnten nicht mit Nachdruck in die Finanzbranche geströmt sind. Wenn, dann am ehesten ins Marketing. Auch so begründet sich ein Nachholbedarf. Visa sieht sich selbst gar nicht als klassisches Finanzunternehmen, sondern tatsächlich als globales Unternehmen für Zahlungstechnologien – aber auch dieser Bereich ist natürlich nicht von Frauen dominiert. Beide Sektoren sind viel stärker von klassischer Männerkultur geprägt als andere Unternehmen. In einem Umfeld, in dem Frauen jahrzehntelang nur im Vorzimmer akzeptiert waren, muss man sich erstmal durchsetzen. Aber Persönlichkeiten wie Dorothee Blessing (Deutschlandchefin von JP Morgan) oder Ann-Kristin Achleitner (Aufsichtsrätin u. a. bei der Deutschen Börse) haben viele Hürden abgebaut und Frauen den Weg ins Topmanagement bereitet. Auch eine Bettina Orlopp ist als Commerzbank-Vorständin ein gutes Beispiel dafür, dass sich Frauen durchsetzen. Mit denen würde ich mich aber nicht vergleichen, zumal ich als Marketing-Managerin in einer Disziplin arbeite, die von Frauen ohnehin stärker besetzt ist.
Wie glaubst Du, kann man das ändern?
Ich bin der Meinung, dass sich Frauen viel stärker mit dem Thema Geld beschäftigen sollten. Wir arbeiten aktuell an einigen Ideen, wie dies Spaß machen kann. Zahlungstechnologien oder auch das Thema Geschäftsgründung sind doch für alle super spannend. Aktuell ist natürlich das Thema mobiles, digitales und kontaktloses Bezahlen hochrelevant, das begegnet uns allen täglich. Für Visa ist Female Empowerment
aber auch losgelöst von Payment ein Fokusthema. So haben wir vor Kurzem unser „Women Network for Central Europe“ vorgestellt. Wir schaffen damit ein Netzwerk, innerhalb und außerhalb des Unternehmens, in dem sich Frauen austauschen und gegenseitig in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung unterstützen können.
Begleitet wird dieser Prozess von „Lunch and Learn Sessions“, Vorträgen und Podiumsdiskussionen zu verschiedenen Business-Themen. Unser Ziel ist es, eine Community für Frauen aufzubauen.
Wann hast Du angefangen, Dich mit dem Thema Finanzen zu beschäftigen?
Ich habe schon früh angefangen, Geld bewusst zu sparen und auszugeben – es geht im Prinzip immer um die Ziele, die man verfolgt. Auch in Sachen Zahlungstechnologien gehöre ich zu den „Early Adoptern“: Sobald es eine neue gibt, bin ich direkt Feuer und Flamme und muss sie ausprobieren. Deswegen ist das Zahlen per Smartphone für mich schon Alltag geworden und tatsächlich gar nichts Besonderes mehr für mich. Egal, ob der Kaffee bei meinem Stammcafé oder der Florist um die Ecke: Viel Bargeld nehme ich schon lange nicht mehr mit. Und hätte es das schon in meiner Kindheit und Jugend gegeben, hätte ich meine Ausgaben sicherlich noch besser im Blick gehabt.
Was hat Dir geholfen, einen Einstieg zu finden? Hattest Du eine Motivation oder Vorbild?
Meine Motivation war ganz klar: mir war es schon sehr früh wichtig, unabhängig zu sein. Dazu gehört es natürlich auch, für sich selbst sorgen zu können. Und man kann es drehen und wenden, wie man will, aber Geld ist und bleibt die Basis allen Wirtschaftens. Unabhängigkeit bedeutet aber nicht, dass man alles alleine und nur strikt auf einer Linie machen muss. Ich habe mich nie davor gescheut, um Rat und Unterstützung zu bitten, offen zu sein und nach links und rechts zu schauen. Nur so konnte ich lernen – und lerne auch heute immer noch dazu.
Finanzielle Bildung. Immer wieder ein Thema in Deutschland. Was glaubst Du, sollte sich grundlegend ändern?
Ich finde, um Finanzkompetenz zu entwickeln, muss man Kinder und Jugendlich auch dort abholen, wo sie heute zuhause sind: in der digitalen Welt. Die Bezahllandschaft in Deutschland wird nun einmal zunehmend digitaler. Unsere aktuelle Studie sagt ganz deutlich: 70 Prozent unser Befragten gehen davon aus,
dass es in fünf Jahren Normalität sein wird, mobil zu bezahlen. Mittlerweile gibt es vereinzelt sogar bereits kleine Händler, die kein Bargeld mehr akzeptieren. Denn auch für sie liegen die Vorteile des kontaktlosen Bezahlens auf der Hand: Die Zahlung passiert schneller, einfacher und sicherer als mit
Bargeld. Auch für Kinder und Jugendliche kann das Bezahlen per Smartphone ein Weg sein, einen gewissenhaften Umgang mit ihrem Geld zu lernen. Dabei können Eltern zum Beispiel ein Schülerkonto mit einem maximalen Betrag einrichten, den ihre Kids im Monat ausgeben dürfen – und am Ende haben beide Seiten einen genauen Überblick über die Ausgaben.
Abschließende Frage: Was macht Dich zur finanz-heldin?
Ich würde mich nicht mit Finanzheldinnen vergleichen wollen, aber setze mich dafür ein, dass das
Bezahlen in Deutschland für alle einfach, schnell und sicher ist. Dabei versuche ich, meine Begeisterung für neue Payment-Technologien mit anderen zu teilen – und so Konsumenten und Händler gleichermaßen zu inspirieren.
Vielen Dank für das Interview!
Weitere Informationen und spannende Einblicke in die Finanzbranche erhältst Du in unserer Podcast-Folge #84 , in der Merle Meier-Holsten ebenfalls zu Gast war. Hier kannst Du reinhören!

Über Merle Meier-Holsten:
Merle Meier-Holsten ist seit Juli 2018 Head of Marketing des weltweit führenden Anbieters für Zahlungstechnologie Visa. Dabei verantwortet sie unter anderem das Markenmanagement in Deutschland und Zentraleuropa, die Entwicklung neuer Marketingstrategien und -kampagnen sowie die Markenkommunikation über alle medialen Schnittstellen. Zudem gehört sie zu Visas Marketing Leadership Team sowie dem Leadership Team Zentraleuropas.
Ihre umfassende Expertise im Führen von internationalen Power-Brands entwickelte Merle Meier-Holsten in unterschiedlichen Managementpositionen bei Mondelēz International, zuletzt als Associate Brand Director Equity & Innovations für die Regionen Asien, Pazifik, Mittlerer Osten und Afrika. Als solche verantwortete sie die Gum Category, inklusive der Marketing-Aktivitäten und Innovationsentwicklung. Zuvor war sie als Marketing and Activation Head zuständig für das Zentraleuropa-Geschäft von Marken wie Milka oder Toblerone und als externe Speakerin für Milka tätig.