Pflegekosten – die große Unbekannte

Pflegekosten – die große Unbekannte

Die Vollverpflegung im Seniorenheim ist teuer. Wie teuer, unterschätzen die meisten. Die gute Nachricht: Mit regelmäßigen Sparraten lässt sich die Pflegekostenlücke schließen.

Ein Blick auf die monatliche Gehaltsabrechnung kann mitunter für Ernüchterung sorgen. Ganz oben steht das Bruttogehalt. Das sieht eigentlich noch recht auskömmlich aus. Direkt darunter prangt dann aber die Liste mit den Abzügen für Steuer und Sozialversicherung. Lohnsteuer ist klar. Auch die Beiträge für Kranken- und Rentenversicherung bedürfen keiner weiteren Erklärung. Aber was hat es eigentlich mit der gesetzlichen Pflegeversicherung auf sich? Braucht man die? Und was bekommst Du später einmal für die 3,05 Prozent (beziehungsweise 3,3 Prozent für den Fall, dass Du keine Kinder hast)?

Beginnen wir vorne: Die Pflegeversicherung wurde am 1. Januar 1995 als eigenständiger Zweig der Sozialversicherung eingeführt. Sie ist verpflichtend für jeden. Dabei sind gesetzlich Krankenversicherte automatisch versichert, privat Krankenversicherte müssen eine private Pflegeversicherung abschließen. Und ja, man braucht sie. Allein deshalb, weil die Lebenserwartung immer weiter steigt und mit ihr die Zahl der pflegebedürftigen Personen. 80 Lebensjahre und mehr sind keine Seltenheit. Allerdings steigt ab dem 80. Geburtstag die statistische Wahrscheinlichkeit, auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, rapide an – auf rund 32 Prozent.

Wann greift die Pflegeversicherung?

Die Frage nach den voraussichtlichen Leistungen, ist die interessanteste und gleichzeitig die am meisten unterschätzte. Wann und welche Leistungen Pflegebedürftige aus der Versicherung bekommen, hängt von der Dauer der Pflegebedürftigkeit, vom Pflegegrad und der Art der Pflege ab. Wichtig zu wissen: Die gesetzliche Pflegeversicherung deckt in der Regel nicht sämtliche Kosten ab. Nicht umsonst wird sie auch als „Teilkostenversicherung“ bezeichnet. Der Eigenanteil für einen Platz im Pflegeheim kann schnell mehrere Tausend Euro pro Monat betragen. Laut einer Emnid-Umfrage unterschätzt die Mehrheit der Bürger die Höhe der Pflegekosten, die im Alter auf sie zukommen werden. Rund 43 Prozent der Befragten glaubten, dass die Kosten für einen vollstationären Pflegeplatz komplett übernommen werden. Jeder Fünfte schätzte den Eigenanteil pro Monat auf unter 1.000 Euro, tatsächlich liegt er im Bundesdurchschnitt bei monatlich rund 1.800 Euro.

Immer mehr Menschen können die Pflegekosten nicht aus eigener Kraft stemmen. In diesem Fall werden unterhaltspflichtige Angehörige (Ehepartner, Kinder) zur Kasse gebeten. Reichen die finanziellen Mittel immer noch nicht, bleibt der Antrag auf Sozialhilfe. Besser für alle Beteiligten ist es also privat vorzusorgen, solange das noch möglich ist.

Privat vorsorgen

Für die private Pflegevorsorge stehen Dir grundsätzlich zwei Wege zur Verfügung: Versicherung oder Vermögensaufbau. Eine Pflegetagegeld-Versicherung zahlt, unabhängig von der Höhe der tatsächlichen Kosten, einen vorher vereinbarten Tagessatz, der nach Bedarf ausgegeben werden kann. Eine Pflegekosten-Versicherung funktioniert anders. Ihre Leistung richtet sich nach der Höhe der tatsächlich entstandenen Pflegekosten. Wichtig: Jede Ausgabe muss per Quittung nachgewiesen werden. Eine Pflege-Rentenversicherung zahlt abhängig vom Pflegegrad eine monatliche Rente. Anders als bei den beiden zuvor genannten Varianten, steigen die Beiträge im Laufe der Zeit zwar nicht, sind aber von Beginn an vergleichsweise teuer.

Für Versicherungen werden immer Prämien fällig – Geld, das Dir am Ende nicht dient. Günstiger und flexibler geht es dagegen, wenn Du Dir selbst ein Finanzpolster aufbaust, von dem Du später zehren kannst. Vorteil: Während die Versicherungen immer an die Pflegebedürftigkeit geknüpft sind, kannst Du mit Deinem Depot machen was Du möchtest. Als Basis für Deine Planung kannst Du Dich an den Schätzungen der Stiftung Warentest orientieren, die von einer durchschnittlichen Finanzierungslücke (bei Unterbringung im Pflegeheim) von etwa 1.500 Euro pro Monat ausgeht. Geht man weiterhin davon aus, circa 4 Jahre im Pflegeheim zu verbringen, ergibt das einen Zielbetrag von 72.000 Euro.

Ein Dax-Investment brachte über die vergangenen 30 Jahre eine durchschnittliche Jahresrendite von 7,9 Prozent*. Mit einem entsprechenden Wertpapiersparplan hättest Du die 72.000 Euro über 30 Jahre mit einer monatlichen Rate von gerade einmal 50 Euro angespart.

Auch wenn der Pflegefall noch in weiter Ferne liegt oder im besten Fall gar nie eintritt, solltest Du den Gedanken daran nicht vollständig verdrängen. Bei Lichte betrachtet ist der Aufwand überschaubar und sichert Dir einen, zumindest aus finanzieller Sicht, sorgenfreien Lebensabend.

*Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für die zukünftige Wertentwicklung.