Schwellenländer fürs Depot

Aufstrebende Schwellenländer fürs Depot
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Aufstrebende Schwellenländer in Asien oder Südamerika haben etwas außergewöhnliches. Für Anleger:innen sind sie aber oft etwas zu außergewöhnlich. Sie meiden Aktien aus diesen Ländern. Ein Fehler? Oder gehören Aktien aus den sogenannten Emerging Markets in jedes Depot?

Bei Brasilien, Argentinien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Ägypten oder Indien denkst Du wahrscheinlich erstmal an einen tollen Urlaub. Ferne Länder, andere Kulturen, traumhafte Landschaften – wohl fast jede:r von uns träumt von ein paar Wochen im Paradies. Auch als Anleger:in solltest Du diese Länder im Visier haben. Sie gehören zu den sogenannten Emerging Markets, den aufstrebenden Schwellenländern. 

Aufstrebend, das trifft es ziemlich genau, wenn wir uns die Wirtschaft dieser Länder und Regionen anschauen. Die Schwellenländer machen 55 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts aus (auf Basis der Kaufkraftparität). Die entwickelten Märkte, also die Industrieländer, kommen gerade mal auf 37 Prozent. Ihren Anteil an der Weltwirtschaftsleistung haben die Emerging Markets von 25 Prozent auf knapp 50 Prozent fast verdoppelt, während der Anteil der Industrieländer von 60 Prozent auf 37 Prozent gesunken ist. Eine gigantische Erfolgsgeschichte, von der Du auch als Anleger:in profitieren solltest. Leider tun das aber viele nicht. Die Emerging Markets sind in vielen Depots gar nicht oder nur minimal vertreten. Selbst in vielen Mischfonds, die von Profis gemanagt werden, machen die aufstrebenden Schwellenländer oft nur einen geringen einstelligen prozentualen Anteil aus. 

Und das, obwohl Expert:innen immer wieder betonen, dass Schwellenländer-Aktien in jedes Depot gehören. Aber wie kannst Du auf diese Regionen und Länder setzen? Du könntest natürlich nach einzelnen Unternehmen Ausschau halten, denen Du viel zutraust. Aber im Grunde kennen wir kaum Unternehmen aus diesen Ländern. Ausnahmen sind vielleicht Internet-Giganten wie Alibaba oder Tencent. Besser also, Du überlässt Expert:innen die Auswahl und kaufst aktiv gemanagte Fonds. Auch ein ETF auf den Schwellenländer-Index MSCI Emerging Markets ist eine gute und vor allem günstige Wahl. Wichtig ist wie immer, dass Du das Risiko breit streust. Mit Fonds und ETFs setzt Du auf hunderte Unternehmen. Falls einmal eine Niete darunter ist, ruiniert das nicht gleich die Rendite.

Im Index-Special findest Du eine Reihe an beliebten Indexwelten für ETF-Anleger:innen – darunter auch einen Beitrag zu Asien-Indizes.

Schwellenländer werden immer wichtiger für die Weltwirtschaft

Verzichten solltest Du auf ein Engagement in den Emerging Markets meiner Meinung nach nicht. Sie werden immer wichtiger für die Weltwirtschaft und sind längst nicht mehr nur die „Werkbank“ der Industrieländer. Im Gegenteil. Die dortigen Unternehmen sind sehr innovativ, manche sind sogar Technologieführer. Die Emerging Markets sind eine jahrzehntelange Wachstumsgeschichte. Viele Länder konnten und können längerfristige Vorteile wie Demografie, Urbanisierung und Technologie nutzen. Mehrere Schwellenländer stehen bei E-Commerce, digitalem Zahlungsverkehr, Mobile Banking und Elektrofahrzeugen an der Innovationsspitze und lassen dabei die Industrieländer hinter sich.

Natürlich schwanken die Aktienmärkte dort etwas stärker, auch weil sie noch immer stark von den Industrieländern abhängig sind. Doch das ändert sich immer mehr. Es existieren viele Argumente, die für ein verstärktes Engagement in den Schwellenländern sprechen. Langfristig bieten sie auch gute Renditen. Vergleichen wir allerdings die Kursentwicklung des MSCI Emerging Markets mit dem des MSCI World, dann hinken die Schwellenländer hinterher. Der Grund ist schnell gefunden: Im Industrieländer-Index MSCI World sind die USA mit mehr als 60 Prozent gewichtet und dort haben sich die Aktienmärkte in den vergangenen Jahren extrem gut entwickelt, auch aufgrund der Rally bei den großen Technologiekonzernen. Andere Industrieländer-Börsen schlägt der MSCI Emerging Markets aber um Längen. Lass Dich von solchen Vergleichen nicht in die Irre führen. Es bleibt dabei: Schwellenländer-Aktien gehören in jedes Depot! Und wenn Du das nächste Mal in Ägypten oder Indien Urlaub machst, dann schaust Du sicher ein bisschen anders auf Deinen Ferienort.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Schwellenländer gehören in jedes Depot. 
  • Der Anteil der Schwellenländer an der Weltwirtschaftsleistung wächst immer stärker.
  • Emerging Markets sind extrem innovativ.
  • Langfristig liefern die aufstrebenden Schwellenländer solide Renditen. 
  • Du solltest Dein Investment breit streuen und am besten in Fonds oder ETFs investieren.
Jessica Schwarzer
Jessica Schwarzer

Jessica Schwarzer ist Autorin für das finanz-heldinnen Magazin und eine der renommiertesten Finanzjournalistinnen Deutschlands. Ihre Leidenschaft für die Börse hat die gebürtige Düsseldorferin zum Beruf gemacht. Die langjährige Chefkorrespondentin und Börsenexpertin des Handelsblatts (2008 bis 2018) arbeitet heute selbstständig als Journalistin und Moderatorin. Sie hat mehrere Bücher über die Psychologie von Anleger:innen und Investmentstrategien geschrieben. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit, für die sie sich auch mit Vorträgen und Seminaren stark macht. Darüber hinaus schreibt sie eine wöchentliche Kolumne bei onvista.de, einem der meistbesuchten Finanzportale in Deutschland.