Wohngemeinschaften sind nicht nur für Studenten eine beliebte Wohnform. Auch immer mehr Senioren teilen sich den Haushalt, um Kosten zu sparen und den Alltag in netter Gesellschaft zu verbringen. Unter bestimmten Bedingungen beteiligt sich sogar der Staat an den Kosten.
Endlich eine eigene Wohnung ganz für mich allein. Mit Anfang 20 ist das sicherlich noch eine reizvolle Vorstellung, mit Anfang 60 eher furchteinflößend. Zwar kehrt mit dem nahenden Ausstieg aus dem Berufsleben zunächst ein großes Stück Freiheit zurück. Spätestens dann, wenn sich die ersten Alterszipperlein bemerkbar machen, kann es zu Hause aber ganz schnell einsam werden. Und wer sich über eine längere Zeit einsam fühlt, leidet wissenschaftlichen Studien zufolge häufiger an psychischen Erkrankungen wie Ängsten und Depressionen. Ebenso wie an körperlichen Beschwerden: Der biologische Stress-Level steigt, Übergewicht, Diabetes und koronare Herzerkrankungen nehmen zu.
Ein Mittel gegen die Einsamkeit im Alter können sogenannte Senioren- oder Plus-WGs sein, in denen sich ältere Menschen zusammenfinden, sich die Arbeit im Haushalt teilen und in netter Gesellschaft zusammenleben.
Welche WG passt zu Dir?
Für das Zusammenleben sind grundsätzlich drei Formen denkbar. Zum einen die klassische WG, wie zu Studienzeiten, in der jeder sein eigenes Zimmer bewohnt und alle anderen Räume gemeinschaftlich genutzt werden. Diese Wohnform mag für Studenten gut funktionieren, weil man ohnehin kaum zu Hause ist und es mit Ordnung und Sauberkeit vielleicht noch nicht allzu ernst nimmt. Mit zunehmendem Alter entwickelt man jedoch gewisse Alltagsroutinen, die mit den Vorstellungen der Mitbewohner nicht unbedingt harmonieren. Sich dann noch einmal grundlegend umzustellen, ist schwer bis gar nicht möglich. Solltest Du Dich dennoch für den WG-Klassiker entscheiden, stelle sicher, dass alle Mitbewohner ähnlich ticken und gegebenenfalls mit den Eigenheiten der anderen gut umgehen können, sonst sind Konflikte vorprogrammiert.
Besser, wegen höherer Privatsphäre, eignet sich erfahrungsgemäß eine Hausgemeinschaft mit getrennten Wohnbereichen. Wer gerade Lust auf Gesellschaft hat, findet sich in gemeinsamen Aufenthaltsbereichen, beispielsweise im (Winter-) Garten oder einer gemütlichen Wohnküche zusammen.
Daneben gibt es noch trägergestützte Senioren-WGs. Dort leben die Bewohner in einer Gemeinschaft zusammen, die von Wohlfahrtsverbänden oder Pflegeeinrichtungen betrieben wird, bzw. an eine stationäre Pflegeeinrichtung angeschlossen ist. Jeder Einzelne trägt hier weniger Verantwortung, da sich der Träger um die Aufnahme neuer Mitbewohner kümmert und in der Regel auch Verpflegung, Tagesprogramm und bei Bedarf die individuelle Pflege organisierst.
Mitbewohner finden
Am einfachsten funktioniert die Gründung sicher mit Personen, die Du schon länger kennst und deren Interessen Du teilst. Hier weißt Du außerdem schon vorher, auf welche persönlichen Macken Du Dich einstellen musst. Die Wahrscheinlichkeit für ein harmonisches Zusammenleben ist hier besonders hoch. Dennoch solltet Ihr Euer Vorhaben sehr gut planen und Euch über gemeinsame Ziele und Werte unterhalten und diese in einem Vertrag schriftlich vereinbaren. Legt außerdem feste Aufgabenbereiche und Verantwortungen fest. Wer kümmert sich um den Garten? Wer hat die Hoheit über die gemeinsame Haushaltskasse? Wer geht einkaufen?
Geeignete Mitbewohner findest Du auch online auf speziellen Vermittlungsportalen wie seniorenwg-gold.de, nummer50.de oder gold-wg.com. Inserate sind in der Regel kostenlos und zwischen heimatlichen Wohnorten finden sich auch exotischere WG-Domizile, etwa am Ungarischen Balaton oder in der Dominikanischen Republik.
Wohnort wählen
Zieht Ihr gemeinsam in ein Mietshaus, ist es ratsam, dass jeder einen individuellen Vertrag mit dem Vermieter abschließt. Das schafft klare Verhältnisse und hält den Aufwand insgesamt gering. Alternativ könnte man auch einen gemeinschaftlichen Mietvertrag aufsetzen oder es tritt eine Person als Hauptmieter auf und die anderen als Untermieter.
Denkbar ist auch, die WG im bestehenden Eigenheim zu gründen. Für notwendige Umbaumaßnahmen, beispielsweise einen barrierefreien Zugang oder einen Treppenlift, kannst Du bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Fördergelder in Höhe von bis zu 6.250 Euro pro Wohneinheit oder einen günstigen Förderkredit beantragen. Auch Einbruchsicherungen an Fenstern und Türen werden unter bestimmten Voraussetzungen von der KfW bezuschusst.
Gemeinsamkeit spart Geld
Auch aus finanzieller Sicht sind Senioren-WGs attraktiv. Wer zur Miete wohnt, muss die monatlichen Kosten im Alter in der Regel aus einem deutlich geringeren Einkommen bedienen, was sich nicht immer ohne weiteres stemmen lässt.
Auch das 150-Quadratmeter-Eigenheim war vielleicht für die Familie perfekt. Für eine oder zwei Personen ist es aber viel zu groß. Abgesehen vom Aufwand für die Instandhaltung, stehen auch fixe Kosten wie Grundsteuer, Gebäudeversicherung oder Heizkosten in keinem Verhältnis zur Nutzung. Teile Dir diesen Kostenblock mit Deinen Mitbewohnern. Nicht zu unterschätzen sind zudem die Pflegekosten. Beauftragt Ihr gemeinsam einen ambulanten Pflegedienst, kann das die Gesamtkosten erheblich verringern.
Unter bestimmten Voraussetzungen beteiligt sich auch die Pflegekasse an Eurer Wohngemeinschaft. Unabhängig vom KfW-Zuschuss kann beispielweise auch bei der Pflegekasse ein Zuschuss für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen beantragt werden. Das können beispielsweise eine bodentiefe Dusche, breitere Türen oder eine Rollstuhlrampe sein. Wichtigste Voraussetzung dafür ist, dass die Pflegebedürftigkeit offiziell anerkannt worden ist. Pro Maßnahme unterstützt die Pflegekasse mit bis zu 4.000 Euro. Pflegebedürftige einer Wohngemeinschaft können ihre Ansprüche bündeln und erhalten dadurch bis zu 16.000 Euro pro Maßnahme.
Schlagende Argumente für die Senioren-WG: Sie schont das Portemonnaie und das gesellschaftliche Miteinander im Alter wirkt positiv auf Körper und Gemüt.